Respekt und Wertschätzung im Management

Wertschätzen und kritisieren für Führungskräfte: heute schon richtig wertgeschätzt?

Aktualisiert: 01. Sep 2022

Hand aufs Herz: wären Sie eigentlich gerne Ihr eigener Mitarbeiter? Bringen Sie nun im Brustton der Überzeugung ein „Ja!“ heraus, können Sie eher zu Ihrer Information weiterlesen. Wenn Sie jedoch auch nur eine Sekunde gezögert haben, kann das an etwas ganz Wesentlichem liegen: die Motivation Ihrer Mitarbeiter ist womöglich nicht die beste, weil es – wie bei so vielen Führungskräften – an Anerkennung und Wertschätzung fehlt.

Was meint Wertschätzung eigentlich?

Wertschätzen motiviert MitarbeiterUm als Führungskraft ehrlich und vollen Herzens wertschätzen zu können, müssen wir uns zunächst über die Begrifflichkeiten einig werden. „Wertschätzung“ – dieser Begriff steckt neuerdings in nahezu jeder Firmenphilosophie. Oftmals allerdings nur in der Theorie, denn in der Hektik des Alltags geht das „Danke“ an die helfenden Mitarbeiterhände schnell mal unter. Und doch ist die „Fähigkeit zur Wertschätzung“ unter den Soft Skills der Führungskräfte-Stellenbeschreibungen mit hohem Stellenwert verzeichnet. Irgendwo ist doch hier eine Lücke: Theorie und Praxis klaffen einmal mehr weit, weit auseinander.

Wikipedia definiert Wertschätzung wie folgt: „Wertschätzung bezeichnet die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf eine innere allgemeine Haltung anderen gegenüber. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes, sein Wesen. Sie ist eher unabhängig von Taten oder Leistung, auch wenn solche die subjektive Einschätzung über eine Person und damit die Wertschätzung beeinflussen. Wertschätzung ist verbunden mit Respekt, Wohlwollen und Anerkennung und drückt sich aus in Zugewandtheit, Interesse, Aufmerksamkeit, Freundlichkeit.“

Meinem Empfinden nach eine wertvolle Definition! Einigen wir uns auf diese, wird schnell deutlich, was Wertschätzung nicht ist: bloßes Loben nach getaner Arbeit. Das greift zu kurz. Und eben dies ist der Unterschied zwischen Lob und wahrer Wertschätzung: ein Lob bezieht sich auf die getane Arbeit, loben ist in aller Regel situativ, Wertschätzung hingegen allgemeingültig und tiefergehend als das Lob.

Wertschätzung als ganzheitliches System begreifen

Diese Ganzheitlichkeit des Themas Wertschätzung ist genau das Problem zahlreicher Unternehmen und Führungskräfte. In etlichen Unternehmen zählt das Honorieren einer abgeschlossenen Leistung mehr als die alles betrachtende Perspektive. Ein Beispiel soll verdeutlichen:

  • Herr Huber aus dem Vertrieb hat gerade einen „dicken Fisch“ geangelt. Seine Führungskraft lobt ihn angesichts dieser Leistungen verbal sowie mit geldwerter Anerkennung.
  • Frau Stevens arbeitet seit mehr als 10 Jahren in der Personalabteilung und hat aus Loyalität bereits drei ihr angebotene Jobs abgelehnt; ihr ist es zu verdanken, dass Herr Huber überhaupt in den Vertrieb kam. Zum 10-jährigen Firmenjubiläum bekam Frau Stevens eine Karte vom Unternehmen, in dem ihr der Vorstand für ihre Treue dankt; die Personalleiterin bat Frau Stevens darum, Kuchen zum 10-jährigen Jubiläum mitzubringen.

Herr Huber wird für seine Leistung gelobt. Frau Stevens Leistung wird abgefrühstückt – wahre Wertschätzung ist hier nicht zu finden. In der ganzheitlichen Betrachtung jedoch leistet Frau Stevens enorm viel für das Unternehmen und zeigt sich darüber hinaus extrem loyal – allerdings wohl nicht mehr lange, denn mit dem 10-jährigen Firmenjubiläum kam ihre Frustration: sie leistet und leistet – erfährt aber keinerlei Anerkennung. Dass das auch gesundheitliche Folgen haben kann, belegen Studien seit Jahren.

Umgedacht: so praktizieren Führungskräfte echte Wertschätzung

Anstatt Frau Stevens einen Kuchen zum Firmenjubiläum aufzutragen, hätte ihre Führungskraft frühzeitig umdenken sollen. Um das zu leisten, müsste die Personalleiterin …

  • ihre Mitarbeiter kennenlernen und damit einschätzen können,
  • ihre Mitarbeiter wirklich erreichen, indem sie zunächst eine echte Beziehung zu ihnen aufbaut,
  • Anerkennung in der Folge des Kennenlernens wirklich ernst meinen, um so zu motivieren und zu belohnen,
  • und eine Arbeitsatmosphäre schaffen, die produktiv und sozial angenehm ausfällt.

Übrigens: Belohnungssysteme, die leistungsabhängig sind wie bei Herrn Huber aus dem Vertrieb, sowie das Anerkennen spezieller Leistungen, werden durch Wertschätzung in keinem Fall überflüssig. Wertschätzung soll solche Systeme ergänzen, um Mitarbeiter emotional, aber auch materiell zu binden! Führungskräfte, die auf die Idee kommen, materielle Belohnungssysteme durch immaterielle Wertschätzung zu ersetzen, haben gar nichts verstanden.

Wertschätzung hat im Arbeitsalltag enorm viele Facetten. Die Basis ist allerdings immer dieselbe: als Führungskraft interessieren Sie sich ehrlich für Ihre Mitarbeiter und sind in der Lage, ihnen aktiv zuzuhören. Zuhören meint: Sie hören nicht ausschließlich fachliche Inhalte, sondern können zwischen den Zeilen lesen; Sie erkennen die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter.

Zudem können Sie die Person von ihren Handlungen trennen. Für den Alltag bedeutet das: unterläuft einem Mitarbeiter ein Fehler, machen Sie als Führungskraft diesem Mitarbeiter klar, dass Sie den Fehler rügen, das Verhalten kritisieren. Die Person dahinter wertschätzen Sie jedoch nach wie vor. Und das verdeutlichen Sie idealerweise mit entsprechenden Formulierungen:

  • Herr Huber, was haben Sie sich denn dabei gedacht? Sowas geht gar nicht!“, wäre eine absolut nicht wertschätzende Kritik, die Herrn Huber auch nicht verdeutlicht, was er genau falsch gemacht hat. Mit solch einem Spruch hat Herr Huber alles Recht der Welt, diese Kritik persönlich zu nehmen.
  • Herr Huber, mit diesem Ansatz können Sie aufgrund von XY nicht effizient vorankommen. Haben Sie Ideen für einen anderen Ansatz? Welche Punkte ändern Sie, damit Aufgabe XY funktionieren kann?“ – Formulieren Sie in dieser Art, kritisieren Sie nicht Herrn Huber selbst, sondern lediglich sein Verhalten in dieser einen Situation. Sie geben Spielraum zur Weiterentwicklung und Herr Huber weiß, dass er Sie ohne Furcht ansprechen kann.

Das Auffordern zur Aktivität ist ein wichtiger Teil echter Wertschätzung. Die Fragen, die im zweiten Beispiel zur Aktivität anregen sollen, zeigen Herrn Huber, dass seine Meinung wichtig ist, dass ein Fehler seinem Fachwissen und seinem Können keinen Abbruch tun. Auf das korrekte Kritisieren gehen wir  im nächsten Beitrag – Teil 2 dieses Themas „Wertschätzen und kritisieren für Führungskräfte“ – intensiver ein.

Bitte und Danke: zwei kleine Helfer mit großer Wirkung

Danke sagen als Führungskraft bewirkt WunderDankbarkeit – das geht sehr deutlich über das einfache Lob hinaus. Dankbarkeit ist pure Wertschätzung: danke, dass es Sie gibt, dass Sie für uns da sind, danke, dass Sie täglich Ihr Bestes geben. Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie diese Worte hören?

Ein „Danke“ zur rechten Zeit zeigt Respekt und Anerkennung.

Hätte Frau Stevens aus der Personalabteilung anstelle der Karte des Vorstands ein Wort des Dankes direkt vom Vorstand gehört, hätte ihr einmal jemand gesagt: „Danke für Ihre Loyalität und 10 Jahre fantastische Arbeit!“, hätte Frau Stevens das nächste Jobangebot wohl nicht angenommen und wäre noch immer im Unternehmen.

Übrigens: dasselbe gilt für das Wörtchen „bitte“. Halten wir uns einfach an die Umgangsformen, die wir hoffentlich alle in unseren Kinderstuben erlernt haben, ist schon ein großer Schritt in Richtung Wertschätzung getan. Auch wenn Ihr Alltag als Führungskraft stressig ist: Bitte haben Sie auch Wertschätzung im Hinterkopf. Tausend Dank im Namen Ihrer Mitarbeiter!

10 Möglichkeiten, um „gut gemacht!“ zu sagen

1o Ideen für Lob in der Führung Ihre Mitarbeiter sind Menschen, und es gehört zu den menschlichen Bedürfnissen, sich einzigartig und wertvoll fühlen zu wollen. Arbeiten Sie als Führungskraft darauf hin, dass sich Ihre Mitarbeiter einzigartig fühlen, als Teil des Ganzen, ohne den der komplette Laden zusammenbrechen würde.

Meinen Sie das wirklich ernst! Damit Ihnen das gelingt, müssen Sie Ihr Team individuell kennenlernen, die Stärken Ihres Teams bzw. jedes einzelnen Teammitglieds herausfinden. Mitarbeiter möchten sich nicht als Rad im Getriebe fühlen, sondern als unersetzbarer Teil im Unternehmen.

Sie brauchen Ihre Wertschätzung nicht immer verbal zu äußern, es gibt auch andere Möglichkeiten: ein spontaner freier Tag für den Mitarbeiter – einfach, weil er es sich verdient. Eine Einladung zum Essen – einfach weil dieser Mitarbeiter so viel zum Unternehmenserfolg beiträgt. Möchten Sie verbal wertschätzen, können Sie eine der folgenden 10 Möglichkeiten nutzen, um einfach mal zu sagen: „Gut gemacht!“

  • Toll, wie man auf Sie zählen kann – immer und jederzeit!
  • Sie sind gut! Das ist deutlich mehr als man erwarten konnte!
  • Großartig, genau so habe ich mir das Ergebnis gewünscht!
  • Ich muss das noch mal ansprechen: Sie haben diesen Monat wirklich erstklassig gearbeitet!
  • Alle Achtung!
  • Wie gewohnt: fantastische Arbeit, vielen Dank!
  • Sie setzen gänzlich neue Maßstäbe mit Ihrer Arbeit!
  • Oh, ich dachte, Sie können sich gar nicht mehr steigern. Sorry, mein Fehler.
  • Dass ein Angebot so eine tolle Lektüre sein kann, wusste ich nicht. Ich danke Ihnen!
  • Ich bin wirklich stolz, Sie in meinem Team zu wissen!

Wertschätzung – wie sind Ihre Erfahrungen?

Wertschätzung betrachtet also ganzheitlich: die individuelle Persönlichkeit „Mitarbeiter“ steht im Fokus wertschätzender Führungskräfte. Um wertschätzen zu können, sind Sie als Führungskraft zunächst in der Hol-, später in der Bringschuld: holen Sie genügend Informationen zu Ihren Mitarbeitern ein und bringen Sie Ihnen in der Folge echte Wertschätzung entgegen. Das motiviert und das hält Ihr Team gesund.

Außerdem schweißt es zusammen, denn Studien zeigen: wer wertgeschätzt wird, ist viel leichter in der Lage, selbst Wertschätzung zu verteilen. Wertschätzung steigert das Selbstbewusstsein und nur, wer sich seiner selbst bewusst ist, ist auch in der Lage, andere Menschen bewusst wahrzunehmen, um diese zu wertschätzen. Geben Sie Wertschätzung, und Sie ernten auch Wertschätzung. Versprochen!

Wie ist das bei Ihnen – sowohl als Führungskraft als auch als Mitarbeiter: fühlen Sie sich gewertschätzt in Ihrem Unternehmen? Fällt Ihnen konkret eine Situation ein, in der Sie sich sehr wertgeschätzt gefühlt haben? Was hat das in Ihnen ausgelöst? Wann haben Sie zuletzt wertgeschätzt und wie kam das bei Ihrem Gegenüber an? – Kommen Sie mit mir ins Gespräch; ich freue mich über den Kontakt mit Ihnen!

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