Denn Prokrastination betrifft viele Führungskräfte. Es steht für das Aufschieben, Verschieben von Tätigkeiten, die eigentlich erledigt werden müssten. Da klingt Aufschieberitis schon sympathischer, läuft aber auf das Gleiche hinaus. Trotzdem gibt es wesentliche Unterschiede zwischen Aufschieberitis und Prokrastination. Aber schauen wir zunächst, inwiefern Führungskräfte von diesen beiden Phänomenen betroffen sind.
Home-Office und Aufschieberitis: Die Tücke der Freiheit
In Corona-Zeiten ziemlich realistisch: Stellen wir uns einen Mitarbeiter einer Versicherungsgesellschaft vor. Am heutigen Tag muss er etwas tun, was ihm überhaupt nicht behagt. Er hat von seiner Führungskraft die Anweisung bekommen, potenzielle Neukunden anzurufen. Das Wort, das wohl fast jedem Vertriebler die Nackenhaare zu Berge stehen lässt, lautet Kaltakquise. Doch die Führungskraft erwartet genau das.
Unser Mitarbeiter ist ein ziemlich guter Verkäufer, von der Kaltakquise hält er allerdings nicht sehr viel. Dennoch setzt er sich diszipliniert an seinen Schreibtisch, öffnet die Adressliste, die er abtelefonieren soll und wählt die erste Nummer …
Nein, das stimmt so nicht ganz. Er ist in Wahrheit nur kurz davor, diesen Anruf zu tätigen. Denn dann fällt ihm die Geschirrspülmaschine ein. Hat er sie heute schon geleert? Er ist sich nicht sicher, steht also auf und kontrolliert, ob er diese Aufgabe erledigt hat. Hat er nicht! Unverzeihlich! Also macht er das eben kurz.
Zurück am Schreibtisch fällt unserem Mitarbeiter ganz plötzlich ein, dass er ein Päckchen erwartet. Ist ein Geschenk für seine Frau, die es erst am Wochenende bekommen soll. Den Hörer hat er diesmal schon in der Hand, aber das muss warten. Jetzt ist der Briefkasten eindeutig erst einmal wichtiger …
Wir wissen nicht genau, wie der Tag des Mitarbeiters weiter verlaufen ist, können aber wohl vermuten, dass die Zeit, die er eigentlich in die Kaltakquise investieren wollte, sich in übersichtlichen Grenzen hält.
Zusammenfassung: Aufschieberitis kann in nahezu allen Lebensbereichen zu erheblichen Problemen führen.
Der Unterschied zwischen Prokrastination und Aufschieberitis
Zunächst einmal ist es wichtig, zwischen beiden Begriffen zu unterscheiden. Denn die Prokrastination ist eine wissenschaftliche Bezeichnung für pathologisches Aufschiebeverhalten.
Das ist durchaus ernst zu nehmen, denn Prokrastination kann sich auf alle wichtigen Bereiche des Lebens auswirken. Dies kann zu Problemen im privaten Bereich führen, aber auch auf dem schulischen, akademischen oder beruflichen Gebiet teils verheerende Auswirkungen haben.
Wir wollen hier die möglichen Folgen von Prokrastination nicht weiter vertiefen, Führungskräfte, die meinen, betroffen zu sein, sollten sich aber dringend Hilfe holen. Eine gute Adresse bei Prokrastination ist die Uni Münster, die sich mit dem Krankheitsbild intensiv beschäftigt.
Im Vergleich zur Prokrastination wirkt schon das Wort Aufschieberitis deutlich harmloser. Aber während beim Krankheitsbild psychische Störungen wie Depression oder Angststörungen entstehen können, wäre es ein Fehler, die Aufschieberitis nur sanft zu belächeln. Denn auch sie hat Folgen.
Und wenn wir uns noch einmal unseren Mitarbeiter der Versicherung anschauen, den wir oben durch seinen Vormittag begleitet haben, liegt es auf der Hand, dass er ernste Probleme bekommen wird, wenn er seine Aufschieberitis nicht in den Griff bekommt. Denn in seinem Fall heißt das: Keine Kaltakquise, keine Neukunden, keine Neukunden, keine Umsätze.
Zusammenfassung: Während Prokrastination pathologisch ist, ist das bei der Aufschieberitis anders. Doch Konsequenzen haben beide Phänomene.
Aufschieberitis: Wer ist gefährdet?
Die Frage müsste eher andersherum lauten: Wer ist nicht gefährdet? Denn Aufschieberitis ist ein gesellschaftliches Problem, das sich durch alle Schichten und Branchen zieht. Die oben erwähnte Uni Münster hat durch eine Umfrage herausgefunden, dass 98 Prozent der Befragten angaben, regelmäßig Anzeichen für Aufschieberitis zu haben.
Betroffen sind also unglaublich viele Menschen, Schüler und Studenten, wenn sie für eine Arbeit oder Prüfung erst auf den letzten Drücker mit dem Lernen beginnen. Aber auch vermeintlich „gestandene“ Leute wie Journalisten, Anwälte, Unternehmer und … Sie ahnen es: Führungskräfte. Die wurden zwar nicht in die Befragung der Uni Münster mit einbezogen. Doch die Frage liegt nahe: Wenn alle anderen betroffen sind, warum dann nicht auch Führungskräfte?
Schauen wir uns einmal ein Projekt an, das einen erschreckend klaren Blick auf die Aufschieberitis wirft: der neue Berliner Flughafen. Dessen Eröffnung wurde schon bis September 2009 um 2.500 Tage verschoben, wie die Berliner Morgenpost schreibt. Und wir können fleißig weiter zählen und davon ausgehen, dass noch viele weitere Tage hinzukommen, bis irgendwann einmal ein Flugzeug in Berlin landet oder startet.
Nun kann man natürlich auf Berlin bezogen sagen, dass es weniger die Aufschieberitis als vielmehr die schlechte Organisation und Geklüngel hinter verschlossenen Türen waren, die zu den Verzögerungen beigetragen haben und weiterhin beitragen. Doch das ist zu kurz gedacht, denn im Ergebnis wurde und wird verschoben, verschoben, verschoben. Also: Aufschieberitis.
Man muss sagen, dass Aufschieberitis durchaus nachvollziehbar ist. Wer wählt nicht dankbar eine Alternative, wenn sie sich anbietet? Befindet sich hinter „Tor A“ die aktuelle Steuererklärung, die womöglich sowieso nur zum Schluss kommt, am Ende etwas ans Finanzamt überweisen zu müssen. Und „Tor B“ bietet Rasenmähen oder das Sortieren der Büchersammlung, fällt die Entscheidung leicht (es sei denn, man ist Steuerberater, aber selbst in diesem Fall könnte „Tor B“ die erste Wahl sein.
Doch jede Führungskraft wird das kennen: Je länger die Aufschieberitis dauert, desto ernster sind die Folgen. Wenn Deadlines nicht eingehalten werden, betrifft das oft nicht nur die Führungskraft, sondern ganze Abteilungen oder womöglich sogar das komplette Unternehmen.
Zusammenfassung: Kaum jemand ist vor Aufschieberitis gefeit. Daher sollte sich jeder überlegen, wie er am besten damit umgeht.
Aufschieberitis und die Angst vor Entscheidungen
Wir werden im zweiten Teil dieses Artikels auf die Gründe für Aufschieberitis eingehen, und selbstverständlich bieten wir auch Lösungsansätze an. Hier soll aber schon einmal ein Grund für Aufschieberitis skizziert werden: die Angst vor Entscheidungen.
Auf den ersten Blick scheinen „Angst“ und „Führungskraft“ nicht zusammen zu passen. Immerhin sind Führungskräfte doch Macher, die jeden Tag unzählige Entscheidungen treffen müssen und wollen. Doch leider ist das ein verklärtes Bild, das oft eben nicht zutrifft. Die Gründe für „Entscheidungs-Aufschieberitis“ können folgende sein:
- Angst vor Fehlern: Führungskräfte entscheiden sich immer wieder dafür, eine Entscheidung nicht zu treffen. Weil sie Angst davor haben, einen Fehler zu machen, wird aufgeschoben, bis es zu spät ist.
- „Analysieren, bis der Arzt kommt“: Oft entwickeln Führungskräfte „Paralysis through Analysis“, sie durchdenken also jede Entscheidung so lange, bis der Zeitpunkt der Umsetzung verpasst wurde.
- Angst vor Unbeliebtheit: Gerade bei sogenannten unpopulären Entscheidungen scheuen Führungskräfte vor dem Umsetzen zurück. Sie möchten
Wie Sie diese Form der Aufschieberitis beheben können, erfahren Sie in meinem Artikel » „Führungskompetenz Entscheiden“.
Zusammenfassung: Angst vor Entscheidungen ist ein häufiger Grund bei Führungskräften, um in Aufschieberitis zu verfallen
Erledigen Sie immer alles sofort?
Bitte schieben Sie die Antwort auf diese Frage nicht auf (kleiner Scherz 😉). Können Sie ehrlich sagen, dass Sie von Aufschieberitis nicht betroffen sind? Dann kommentieren Sie gern hier oder schicken Sie mir eine Mail. Ich interessiere mich sehr für Ihre Strategien.
Wer sich jetzt aber wiedererkennt, ist ebenfalls herzlich willkommen, seine Erlebnisse mit der Aufschieberitis zu schildern.
Im nächsten Teil des Artikels beschäftigen wir uns dann ganz konkret mit Lösungsansätzen.
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