Es zu leugnen, wäre entweder ein fataler Irrtum oder erfolgreiche Verdrängung: Angst ist ein ständiger Begleiter des Menschen. Das war tatsächlich schon immer so, weil Angst einem Schutzmechanismus entspricht.
Doch das Gefühl hat sich naturgemäß im Laufe der Zeit verändert, Führungskräfte wissen das nur allzu gut.
Ist Angst erlaubt?
Folgt man den Erkenntnissen der Evolution, ist diese Frage vor allem eines: überflüssig. Denn die urzeitlichen Menschen hätten ein ernstes Problem gehabt, wenn sie auf Angst verzichtet hätten. Etliche von ihnen wären von Raubtieren überfallen und verschlungen worden.
Und das nur, weil sie die Angst nicht zugelassen hätten. Entsprechend dieser Tatsache wäre das Verdrängen von Angst für die Urmenschen nicht zu empfehlen gewesen.
Heute ist das anders. Und das gilt insbesondere für das Berufsleben. Dort werden Mut und Entschlossenheit gefordert, aktives Handeln erwartet und Angst als etwas Passives erlebt. Gerade Führungskräfte dürfen aber nicht passiv sein, sie müssen die Dinge angehen, müssen motivieren, Autorität zeigen und genau wissen, wo es langgeht.
Doch faktisch ist das nur ein Teil der Realität, und wenn man das Gefühl der Angst komplett auszublenden versucht, entsteht ein unvollständiges Bild. Das führt nicht nur dazu, dass man Emotionen „verbietet“, die als unerwünscht betrachtet werden. Es verringert die Authentizität um einen empfindlichen Faktor.
Um auf die Frage der Überschrift zurückzukommen: Angst sollte erlaubt sein, doch sie wird ähnlich tabuisiert wie das Scheitern (was einen extra Artikel wert wäre).
Zusammenfassung: Das natürliche Gefühl der Angst wird von Führungskräften oft verdrängt.
Angst als gewolltes Instrument?
Angst entsteht, wenn die Grundbedürfnisse nicht erfüllt oder in Gefahr sind. Wer also fürchten muss, nichts zu essen oder zu trinken zu haben, verfällt ebenso schnell in Angst wie jemand, der nicht schlafen kann (oder darf). So weit, so klar.
Doch wenn man sich die Arbeitswelt von heute ansieht, könnte man zum Schluss kommen, dass dort Angst bewusst geschürt wird.
Unsichere Arbeitsverhältnisse tragen dazu bei, dass die Angst morgens auf dem Weg zur Arbeit sich wie selbstverständlich einen Platz neben uns reserviert hat. Das wirkt sich auf den Gesamtzustand der Menschen aus, die eigentlich durch die Führungskraft auf einen erfolgreichen Weg gebracht werden sollen.
Somit erhöhen sich die Herausforderungen, denen sich Führungskräfte stellen müssen, denn die Emotionen von Mitarbeitern und Teams sind zumindest teilweise von Angst geprägt.
Doch auch die Führungskraft selbst befindet sich oft in einer prekären Lage (prekär im Sinne der Problemstellung, in einer schwierigen Situation die richtige Entscheidung zu treffen). Sie ist in einer Sandwich-Situation, und oft hat sie das Gefühl weder der einen noch der anderen Seite gerecht werden zu können.
Da sind die Mitarbeiter, die dringend Führung brauchen, auch Anleitung, Unterstützung, Zuspruch. Und da sind auf der anderen Seite die Vorgaben der Etage über der Führungskraft, die nur Zahlen und Fakten im Kopf hat und die unverzügliche Umsetzung erwartet.
Zusammenfassung: Führungskräfte spüren Angst und Druck sehr deutlich, sind aber angehalten, diese Emotionen nicht zuzulassen oder zu zeigen.
Angst hilft uns, Angst abzubauen
Das Schlimmste, was wir mit unserer Angst machen können, ist, sie in eine Schublade zu stecken, abzuschließen und den Schlüssel in hohem Bogen über die Schulter wegzuwerfen. Das macht uns krank, die einen früher, die anderen später.
Denn Angst ist immer auch ein Signal. Ein Signal dafür, dass etwas nicht stimmt zwischen der inneren Wahrnehmung und der äußeren Realität. Schließlich entsteht sie, wenn uns etwas fehlt (weiter oben ging es ums Essen und Trinken, ein Gefühl des Mangels ist aber vielschichtig und kann zahlreiche andere Bereiche betreffen):
- Angst schafft Orientierungslosigkeit
- Angst warnt uns vor Unsicherheiten
- Angst kann zur Panik werden
Man sieht bereits an dieser kleinen Aufzählung, was Angst bewirkt und wie destruktiv sich diese Folgen auswirken. Das Abschieben und Verdrängen der Angst ist daher ein wahrlich schlechter Ratgeber, das Befassen und Zulassen dagegen ein besserer Weg.
Zusammenfassung: Angst lehrt uns, Orientierungslosigkeit zu erkennen und aktiv damit umzugehen.
Gründe für die Angst (bei Führungskräften)
Wie weiter oben festgestellt, führt der Mangel der Befriedigung von Grundbedürfnissen zu Ängsten. Doch der Mensch ist weitaus komplexer und empfindet auch dann Sorge oder Angst, wenn andere Bereiche in Gefahr sind. Folgende Bedürfnisse sind dabei prägend:
Bindung und Beziehung | Beziehungen und Bindungen sind für den Menschen unverzichtbar. Dieses Bedürfnis reduziert sich nicht auf die Partnerschaft oder Familie, sondern betrifft auch den beruflichen Bereich. Somit sind für alle Beteiligten – Führungskräfte und Mitarbeiter – Beziehungen und Bindungen notwendig. |
Autonomie | Der Wunsch danach, ein autonomes Wesen zu sein, wächst bereits in der Kindheit. Wenn das Wissen über ein selbstbestimmtes Leben fehlt, entstehen ernste Verlustängste hinsichtlich der eigenen Identität. Dieser Identitätsverlust ist bei Führungskräften und Mitarbeitern gleichermaßen ein Thema |
Selbstwert und Anerkennung | Jede Führungskraft weiß, dass es immer wieder Mitarbeiter gibt, denen Anerkennung besonders wichtig ist. Die „Sensibelchen“ zeigen aber letztlich nur auf, was uns allen ein Anliegen ist: durch Anerkennung das Selbstwertgefühl zu stärken. |
Körperliches Wohlgefühl | Oben sprachen wir von Grundbedürfnissen. Zu denen gehört auch die körperliche Unversehrtheit. Selbst ein heftiger Schnupfen kann ausreichen, um unsere Motivation, Konzentrationsfähigkeit und Bereitschaft zur Leistung erheblich einzuschränken. |
Wenn die genannten Gründe für Ängste wegfallen oder sich gar nicht erst vor uns aufbauen, geht es uns insgesamt besser.
Zusammenfassung: Nur wenn materielle und psychologische Grundbedürfnisse erfüllt sind, kann Größeres erreicht werden.
Spiritualität als Kraftquelle
Ein kluger Kopf sagte einmal: „Wenn der Kühlschrank leer ist, macht man sich keine Gedanken über den Sinn des Universums.“ Das bringt es gut auf den Punkt.
Doch Führungskräfte brauchen mehr als eine warme Mahlzeit und das Gefühl, in einem gesunden Umfeld zu leben, das sie in ihrem Tun unterstützt. Spiritualität gehört dazu.
Dabei hat sie gar nichts mit Religiosität zu tun, und um übernatürliche Erlebnisse, Empfindungen oder Gedanken geht es (meist) auch nicht. Es geht eher um die Frage nach dem Sinn dessen, was wir tun. Hat man für sich die Sinnhaftigkeit erkannt, fällt es leichter, auch mit problematischen Situationen umzugehen.
Die Frage nach dem Sinn, dem „Warum bin ich Führungskraft“ und dem „Wer und wie will ich als Führungskraft sein? lesen Sie gern in meiner zweiteiligen Artikelserie
„Wieso, weshalb, warum?
Führungskräfte fragen zu selten nach dem Sinn“(Teil 1)
„Wieso, weshalb, warum?
Führungskräfte fragen zu selten nach dem Sinn“(Teil 2)
Spiritualität kann uns helfen, unser Selbstvertrauen zu stärken, weil wir wissen, wofür wir stehen, was wir wollen und woher das Verfolgen unserer Ziele kommt.
Im Grunde geht es um das Kennenlernen unseres Selbst, um die Antwort auf die Frage, wie wir unsere Seele gesund halten können. Wer bewusst und achtsam durchs Leben geht, ist besser in der Lage, Mängel, Defizite und auch Ängste zu erkennen und sich dem zu stellen.
Spiritualität könnte man als einen vorläufigen Gipfel der eigenen Entwicklung bezeichnen. Denn sie stattet uns einerseits mit einem besseren Verständnis darüber aus, wer wir sind, was wir tun und wohin wir wollen. Andererseits lässt sich in ihr Raum entwickeln, der ein Denken über die Grenzen der Grundbedürfnisse hinaus zulässt.
Genies oder andere herausragende Persönlichkeiten tragen immer auch eine ganze Menge Spiritualität in sich. Ohne diese wäre es nicht möglich, neue Ideen zu entwickeln, schon deshalb nicht, weil solche Ideen oft auf Widerstand stoßen.
Ein Albert Einstein hätte sicher nie die Relativitätstheorie entwickelt, hätte er sich auf die Skepsis seines Umfelds verlassen. Seine Spiritualität war es unter anderem, die zu den Leistungen geführt hat, die Einstein für immer unsterblich gemacht haben.
Zusammenfassung: Spiritualität ist die Möglichkeit, Grenzen kennenzulernen und die Fähigkeit und Kraft zu entwickeln, auch Widerständen selbstbewusst zu begegnen.
Angst essen Seele auf? Auch bei Ihnen?
Kennen Sie das Gefühl der Angst im Job? Die Angst, als Führungskraft nicht den Erwartungen gerecht werden zu können? Oder sind Sie mit einer so großen Portion Selbstvertrauen ausgestattet, dass Sie mit diesem Thema nichts zu tun haben?
Womöglich ist es Ihnen auch neu, sich mit Angst überhaupt zu beschäftigen. Verwunderlich wäre das nicht, ist doch – wie beschrieben – Angst ein eher unerwünschtes Gefühl. Beschreiben Sie mir gerne Ihre Erfahrungen oder nehmen Sie Kontakt mit mir auf. In einem ersten Gespräch können wir etwa darüber sprechen, was Ihnen Angst macht und wie Sie damit umgehen können.
Manchmal tut es gut, in geschützter Atmosphäre mit einer Außenstehenden über seine Ängste zu sprechen. Es einfach mal aussprechen ohne Angst zu haben, als blöd oder schwach angesehen zu werden, kann sehr viel bewirken.
Und wenn dann diese Außenstehende auch noch helfen kann, die Angst loszuwerden, wäre das nicht wundervoll??
Wenn Sie das möchten, dann trauen Sie sich. Lassen Sie uns darüber reden! Ich bin gerne für Sie da!
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