Führungskraft sollte gut vernetzt sein

Vernetzungsqualitäten bei Führungskräften: Komplexer denn je

Aktualisiert: 21. Apr 2023

Früher, in einer Zeit, die heute auf uns anachronistisch wirkt, beinahe surreale Züge hat, war das Vernetzen für Führungskräfte eine überschaubare Aufgabe. Sie begann innerhalb des Unternehmens und endete nicht selten am Wochenende auf dem Sportplatz, wo fleißig Kontakte geknüpft wurden, die man später vielleicht mal brauchen konnte.

Einmal abgesehen davon, dass diese Methode durchaus grenzwertig ist – bei einem Bier, einer Currywurst und dem ein paar Meter weiter kickenden Nachwuchs kommen Vernetzungsgespräche nicht immer gut an -, heute sieht Vernetzung anders aus. Das schließt zwar das lockere Gespräch auf dem Sportplatz (oder besser: daneben) nicht aus, darf aber keineswegs alles sein.

Wir leben digital, wir arbeiten digital, ja, wir lieben zuweilen sogar digital. In jedem Fall aber führen wir digital. Und das ist, so selbstverständlich das vorausgesetzt wird, keine Selbstverständlichkeit.

Vernetzung von gestern lebt auch heute noch

Es wäre ein Irrglaube, würde man annehmen, dass Vernetzung heute gänzlich anders funktioniert als noch vor 10 oder 20 Jahren. Klar ist zwar, dass die Digitalisierung (dazu weiter unten mehr) auch Einfluss auf die Art und Weise und den Umfang der Vernetzung nimmt. Doch sie funktioniert eben dennoch auch mit den Methoden vergangener Zeiten.

Früher ging es für Führungskräfte darum, ein Netz aus persönlichen Kontakten aufzubauen. Das begann im eigenen Unternehmen (wenn es eine entsprechende Größe hatte), indem abteilungsübergreifend Kontakte geknüpft wurden, die sich für das eigene Team und Fortkommen als erfolgversprechend abzeichneten. Es ging aber auch in andere Unternehmen hinein.

Das war schon schwieriger, denn Vernetzung kann natürlich auch als „Spionage“ interpretiert werden. Gute Führungskräfte bewegten sich also oft auf dünnem Eis, wenn es ums Vernetzen ging. Die Methode Face-to-Face ist auch heute noch eine, die sich bewährt und oft zu guten Ergebnissen führt.

Führungskräfte, die im digitalen Zeitalter den persönlichen Kontakt vernachlässigen und unterschätzen, können nur eingeschränkt einen wirklich guten Job machen. Und der ist größer, schneller und weiter geworden, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Womit wir bei der digitalen Vernetzung sind.

Als moderne Führungskraft brauchen Sie auch heute noch gute Vernetzung. Face-to-Face, digital oder beides.

Home-Office, Cloud & Co. – wer braucht denn noch Führungskräfte?

Führen von überall ist heute aktuell

Wir arbeiten überall, sind (leider, muss man sagen) immer erreichbar, machen unseren Job vom Home-Office aus oder während wir im Café sitzen. Für Führungskräfte bedeutet das, dass sie sich nicht nur mit potenziellen Geschäftspartnern oder Kunden vernetzen müssen.

Sie müssen das inzwischen auch mit ihren Mitarbeitern und Teams tun. Denn die befinden sich nicht immer in direkter Nähe, sondern sind oft nur visuell zu erreichen. Das macht die Sache nicht unbedingt einfacher, aber umso wichtiger.

Woran es fehlt, wenn man sich nicht Face-to-Face gegenübersitzt, ist klar: die persönliche Nähe geht dahin. Für Führungskräfte ist das eine Herausforderung, denn oft ist es nicht das Mitarbeitergespräch am selben Schreibtisch, das über Strategie und Ziele entscheidet. Es ist stattdessen die Mail, die Nachricht über verschiedene Messengerdienste oder das Video-Gespräch, das für Führungskräfte die Grundlage der Kommunikation bildet.

Gerade beim Mailen oder anderen Formen der schriftlichen Kommunikation sehen Führungskräfte aber nicht, wie die Mitarbeiter darauf reagieren. Sind sie wirklich bei der Sache? Machen sie nebenher etwas anderes? Wie steht es um Mimik und Gestik? All das fehlt, Führungskräfte müssen also gewissermaßen mit dem zurechtkommen, was sie sehen oder lesen.

Daher gilt es, die Kommunikation anders, neu zu gestalten und auf die Zwischentöne zu achten. Gerade in der schriftlichen Kommunikation ist für Führungskräfte das Lesen zwischen den Zeilen besonders wichtig. Nicht zu unterschätzen ist übrigens auch der informelle Austausch, sprich: der kurze Plausch auf dem Flur oder im Treppenhaus.

In der vernetzten und digitalisierten Welt gilt: „Schärfen“ Sie als Führungskraft Ihre Kommunikationsfähigkeit uns zwar in allen Kommunikationsbereichen.

Schon viele wichtige, innovative oder gar bahnbrechende Entscheidungen sind nicht am Konferenztisch gefallen, sondern während einer guten Tasse Kaffee in der Küche oder der kleinen Pause auf der Dachterrasse.

Die klassischen Werkzeuge von Führungskräften, die Anweisung und Kontrolle heißen, sind im Zeitalter der Vernetzung nicht mehr die erste Wahl. Beides funktioniert zwar noch, aber nur noch bedingt und im Rahmen dessen, was sich einfach messen und kontrollieren lässt.

Andere Qualitäten sind bei Führungskräften gefragt, etwa Flexibilität und Veränderungsbereitschaft. Das gilt natürlich auf beiden Seiten, also bei der Führungskraft und dem Team. Für Führungskräfte sind die besonderen Herausforderungen oft, Unsicherheiten auf Seiten der Teams zu erkennen und damit so umzugehen, dass sie abgebaut werden.

Und es ist die Eigenverantwortung, die sowohl bei Führungskräften als auch bei Mitarbeitern gestärkt und gefördert werden muss. Dazu ein kurzer Auszug eines Telefonats zwischen einem Freiberufler (A) und einem angestellten Mitarbeiter (B) in der mittleren Führung:

A: „Noch zwei Stunden, dann mach ich Feierabend.“

B: „Sagt wer?“

A: „Sage ich.“

B: „Also, ich könnte das nicht. Ich würde jetzt einfach ‚den Stift fallenlassen‘ und ins Schwimmbad gehen.“

A: „Hin und wieder mache ich das auch. Aber es muss passen.“

B: „Inwiefern passen?“

A: „Ich muss meine Ziele erreicht haben, die ich mir morgens vorgenommen habe.“

B: „Da geht es bei mir schon los! Wenn ich nicht wüsste, dass es Ärger gibt, wenn ich zu spät komme, würde ich jeden Morgen verschlafen.“

A: „Ich verschlafe fast nie. Weil ich weiß, wofür ich die Arbeit mache: für mich.“

Das Gespräch ist sehr aufschlussreich, bringt es doch zum Ausdruck, wo in diesem speziellen Fall der wesentliche Unterschied liegt. Während der Freiberufler sich bewusst gemacht hat, dass es in seinem Sinne ist, morgens zeitig aufzustehen und sich an sein Tagwerk zu machen, trägt der Angestellte die Überzeugung in sich, seinen Job für jemand anderes zu machen. Diese „Angestellten-Mentalität“ ist nicht ungewöhnlich, und richtig falsch ist sie auch nicht.

Doch gerade in einer vernetzten und digitalisierten Welt ist es umso wichtiger für Führungskräfte, ihren Teams nahezubringen, dass sie auch für sich selbst arbeiten. Ist dieser Schritt getan, wächst auch die Überzeugung, dass „für sich“ und „für das Team“ sich nicht widersprechen, sondern Teil eines Ganzen sein können.

Als Führungskraft stehen Sie in der heutigen, vernetzten und digitalisierten Welt vor der Aufgabe, Ihr Team zusammenzuhalten, ihm mehr Eigenverantwortung zu übertragen, diese aber auch einzufordern.

Als Führungskraft den persönlichen Kontakt pflegenUm die enormen Möglichkeiten aufzuzeigen, die Vernetzungen mit sich bringen, sei ein Blick auf eine gänzlich nicht-digitale Untersuchung erlaubt. Im Zuge einer Studie des Massachusetts Institute of Technology haben die Physiker Geoffrey West und Louis Bettencourt herausgefunden, dass bei einer Verdopplung der Dichte der Bevölkerung innerhalb einer Kommune die Produktivität um 130 Prozent gesteigert werden konnte.

Und das alleine durch die Begegnungen und den Austausch der Bewohner dieses Gebietes. Als Folge dieser Untersuchung empfahlen die Forscher, bei der Stadtplanung darauf zu achten, dass Austausch, Kommunikation und Begegnungen der dort lebenden Menschen gewährleistet sind, um das Miteinander und die Produktivität gleichermaßen zu verbessern.

Man kann sich kaum vorstellen, was diese Erkenntnisse für eine digital vernetzte Welt bedeuten. In Worten lässt sich das wohl nur so ausdrücken: unendlich viel.

Ist die Vernetzung Ihre Freundin?

Wie digital oder nicht-digital sind Sie eigentlich? Nutzen Sie die Möglichkeiten der vernetzten Welt ganz selbstverständlich oder fühlen Sie sich in der analogen Welt dann doch wohler, weil sie Ihnen vertrauter ist? Und wie sieht bei Ihnen die Vernetzung aus? Eher via Face-to-Face oder über alle nur erdenklichen Wege der Kommunikation? Und was ist mit Ihren Mitarbeitern, Ihren Teams? Bewegen diese sich sicher in der digitalen und vernetzten Welt?

Ich interessiere mich für Ihre Meinung, für Ihre Einschätzung bezüglich der Chancen, aber auch der Gefahren. Schreiben Sie gern einen Kommentar oder mailen Sie mit mir. So digital oder analog, wie es am besten zu Ihnen passt.

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