Im ersten Artikel „Selbstvertrauen bei Führungskräften: Ein Muss, das oft nicht kann“ ging es unter anderem um die Frage, was Selbstvertrauen ist und wie Führungskräfte es am besten aufbauen können. Dabei spielte das Zulassen von Fehlern eine große Rolle.
Im zweiten Teil soll es um die Vertiefung des Begriffes Selbstbewusstsein gehen und um weiterführende Aspekte.
Die Überprüfung des eigenen Selbstbewusstseins
Meist werden ähnliche Begriffe miteinander verbunden oder ihre Bedeutung gleichgesetzt: Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Selbstsicherheit und eben Selbstbewusstsein. Von der Abgrenzung dieser Begriffe sehen wir an dieser Stelle einmal ab, aber um überprüfen zu können, wie es um Ihr Selbstbewusstsein bestellt ist, sind drei Fragen, die Sie an sich selbst richten, sinnvoll, ja, unvermeidbar:
• Wer bin ich?
• Was kann ich?
• Was bin ich wert?
Ohne zu tief in die psychologische Kiste greifen zu wollen, sei dennoch an dieser Stelle betont, dass die Grundlage für ein gesundes Selbstbewusstsein in der Kindheit zu finden ist (wobei auch Gene eine Rolle spielen, die unabhängig von der Sozialisierung oder der Erziehung wirken). Die Eltern sind die ersten Menschen, die einem Kind entweder Selbstbewusstsein vermitteln können oder nicht.
Fehlen die Wertschätzung und die Akzeptanz der Eltern, wird ein Mensch es von Beginn an schwer haben, das nötige Maß an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein aufzubauen.
Dass es trotzdem Führungskräfte gibt, die in ihrer Kindheit die notwendige Akzeptanz und den nötigen Respekt nicht erhalten haben, verwundert nicht. Denn es gibt zahlreiche Strategien, um die Defizite der Kindheit auszublenden und zu verdrängen. Allerdings ist es sehr anstrengend, ein mühsamer Kampf mit alten Geistern.
Die drei oben genannten Fragen zielen darauf ab, sich selbst zu akzeptieren und zu respektieren, und das fällt nun einmal leichter, wenn die Eltern ihren „Job“ gut gemacht haben. Dabei werden zwei Prozesse angestoßen. Erstens die Wahrnehmung seiner selbst und zweitens die Bewertung dieser Wahrnehmung.
Die Wahrnehmung kann beispielsweise bedeuten, bestimmte Talente zu erkennen („Ich spreche Fremdsprachen“ oder „Ich spiele gut Klavier“), die Bewertung dahinter deutet schon auf ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein hin („Ich bin stolz auf meine Fähigkeiten“).
Was zeichnet selbstbewusste Führungskräfte aus?
Diese Frage bezieht sich natürlich nicht nur auf Führungskräfte, sondern auf alle Menschen. Mit einem gesunden Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen sind Sie ausgestattet, wenn Sie:
• Selbstsicherheit ausstrahlen
• an die eigenen Fähigkeiten glauben
• an das Erreichen Ihrer angestrebten Ziele glauben
• für sich selbst eintreten und
• auf andere Menschen zugehen können.
Die selbstsichere Ausstrahlung erkennt man in erster Linie an der Körpersprache, also daran, wie offen die Körperhaltung ist, ob nervöse Gesten fehlen und die Fähigkeit vorhanden ist, Blickkontakt aufzunehmen. Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten wird leider oft mit Arroganz oder Selbstverliebtheit verwechselt. Doch wer weiß, was er kann und sich selbst dafür wertschätzt, muss sich dafür weder schämen noch trägt er ein falsches Selbstbild mit sich herum.
Zudem: Der Glaube daran, die gesetzten Ziele auch wirklich zu erreichen, ist nur möglich, wenn an die eigenen Fähigkeiten geglaubt wird. Führungskräfte, denen diese Fähigkeiten fehlen, werden immer wieder an Aufgaben und Zielen scheitern, weil Sie – auch wegen des eingeschränkten Selbstbewusstseins – von vornherein davon ausgehen, dass das „Glas halb leer ist“, und zwar ausdrücklich auch bezogen auf das, was sie leisten können.
Neben der Bereitschaft und der Fähigkeit, auf andere Menschen zuzugehen (und dies ohne Probleme zu tun), ist ein wesentlicher Punkt für Führungskräfte, für sich und ihre Überzeugungen einzustehen. Daran hängt mehr, als man zunächst denkt. Denn es geht nicht nur darum, mutig und selbstbewusst für seine Standpunkte und Überzeugungen einzustehen, sondern auch darum, zu Fehlern zu stehen.
Denn selbst wenn in Unternehmen Fehlerkultur großgeschrieben wird (was leider sowieso viel zu selten vorkommt), bedeutet das nicht automatisch, dass die Führungskraft, die Fehler macht, mit diesen auch umgehen kann. Wenn eigenes Versagen oder gescheiterte Versuche, etwas auf den Weg zu bringen, mit Selbstzweifeln und Verzweiflung einhergehen, stimmt etwas nicht mit dem Selbstbewusstsein, insbesondere dann, wenn man vorher wusste, dass es schiefgehen konnte.
Und noch ein Punkt ist in diesem Zusammenhang wichtig: Führungskräfte brauchen auch Selbstbewusstsein, um ihre Teams zu schützen. Denn das gehört definitiv auch zu den Aufgaben, die starke und präsente Führungskräfte ausmachen – sich schützend vor das Team zu stellen, wenn Ungerechtigkeit oder eine teamfeindliche Unternehmenspolitik droht. Nur wer mit ausreichend Selbstbewusstsein ausgestattet ist, wird in der Lage sein, sein Team vor schädlichen Einflüssen zu schützen.
Faktoren, die einem gesunden Selbstbewusstsein im Wege stehen
Die an der Persönlichkeit nagenden Fragen sind eigentlich immer die gleichen:
- Versage ich bei der mir gestellten Aufgabe?
- Werde ich für das, was ich bin oder mache, abgelehnt?
Wer dieses Grundgefühl in sich trägt, hat ein Problem mit seiner eigenen Basis. Denn damit einher geht eine Grundeinstellung, die in Emotionen gipfelt, die auf Gedanken hinauslaufen wie etwa die, dass man etwas nicht kann, nicht schafft, die Aufgabe zu schwer ist.
Weiter stehen Fragen im Raum, wie die nach dem Sinn, warum ausgerechnet ich diese Aufgabe schaffen sollte, ob nicht andere Führungskräfte besser geeignet wären. Weitere Hürden äußern sich in Gedanken wie dem, dass man ja will, aber dass erst bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen, ehe man sich die Aufgabe zutraut. Und am Ende der negativen Gefühlskette bleibt das ultimative: Ich gebe auf!
Selbstbild, Fremdbild und die Überprüfung des Selbstbewusstseins
Unabhängig vom eigenen Selbstbewusstsein gibt es meist eine Diskrepanz zwischen der eigenen Wahrnehmung und der Außenstehender. Das kann zu Problemen führen, muss es aber nicht, insbesondere wenn man sich gegen äußere Konkurrenz durchsetzen muss.
Wer es nicht gut mit Ihnen meint, wird kaum ein gutes Haar an Ihnen lassen, doch das bedeutet längst nicht, dass dieses Bild richtig ist (wenn Sie sich davon allerdings zu sehr beeinflussen lassen, haben Sie wahrscheinlich ein Problem mit Ihrem Selbstbewusstsein).
Gewisse Unterschiede in der Wahrnehmung wird es zwischen Ihnen und anderen Menschen immer geben. Das ist in Ordnung, so lange daraus keine massiven Probleme erwachsen.
Hilfreich ist es, die eigene und die Fremdwahrnehmung mit guten Freunden zu besprechen. Sofern diese ehrlich sind, können sich daraus wertvolle Hilfestellungen ergeben.
Ein paar Fragen dienen dazu, herauszufinden, wie es um das eigene Selbstbewusstsein bestellt ist:
- Haben Sie große Angst, Fehler zu machen oder an Aufgaben zu scheitern?
- Haben Sie den Mut, in Ihrer Position auch Ihre Meinung zu äußern, wenn dies auf Ablehnung stoßen könnte?
- Trifft Sie Kritik von Kollegen oder Vorgesetzten besonders stark und beziehen Sie diese auf Ihre Persönlichkeit?
Beantworten Sie diese Fragen mit einem „Ja“, gehören Sie zur Gruppe von Führungskräften, die an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten sollten. Das kann mit recht einfachen Fragen beginnen, die Sie sich ebenfalls stellen können:
- Was mögen Sie an sich und Ihrer Persönlichkeit besonders?
- Würden Sie sich als witzig, originell und emphatisch bezeichnen?
- Sind Sie in der Lage, Rückschläge, aber auch Erfolge selbstbewusst hinzunehmen?
So oder so, es läuft letztlich immer auf das Eine hinaus: Sind Sie mit sich und Ihren Eigenschaften als Mensch und Führungskraft zufrieden oder nicht? Und, daran anknüpfend: Hatten Sie vor Ihrer Aufgabe als Führungskraft mehr Selbstbewusstsein als danach bzw. währenddessen? Die Antwort gibt Aufschluss darüber, ob Ihr eingeschränktes Selbstbewusstsein mit Ihrer Rolle als Führungskraft zusammenhängt oder bereits vorher ein Thema war. Wobei man beides nicht wirklich voneinander trennen kann, es gehört definitiv zusammen.
Alles selbstbewusst, oder was?
Fühlen Sie sich selbstbewusst genug, um die Aufgaben des Lebens, des Arbeitens und des Führens meistern zu können? Oder ist das auch abhängig von der Tagesform? Oder von Kollegen und Vorgesetzten? Wie schnell – oder langsam – lassen Sie sich aus der Bahn werfen? Und welche Faktoren wirken sich besonders auf Ihr Selbstbewusstsein aus?
Ich interessiere mich für Ihre Meinung. Und ich bin sicher, Sie sind selbstbewusst genug, um zu kommentieren oder via Mail oder Telefon Kontakt mit mir aufzunehmen.
Selbstvertrauen und souveränes Führen können Sie üben
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