Kontrolle - Gradwanderung in der Führung

Gratwanderung Kontrolle: Kontrollfreak versus Laissez-faire-Anhänger

Aktualisiert: 22. Dez 2023

„Kontrollieren“: in vielen Ohren ein unschönes Wort. Lassen Sie uns Synonyme finden: einschätzen, vergewissern, versichern, bestätigen, validieren, überprüfen, mustern, begutachten. Aber auch: behüten, beaufsichtigen, Aufsicht führen. Dass die Kontrolle zu den Aufgaben verantwortungsvoller und erfolgreicher Führungskräfte gehört, wird bei einem Blick auf diese Synonyme sichtbar. Nun existieren zwei Extreme:

Extrem Nummer eins ist der Kontrollfreak: Mikro-Management ist seine Devise. Er hält sich gerne mit Details auf, treibt seine Mitarbeiter mit seiner Kontrollsucht schier in den Wahnsinn. Zwar delegiert der Kontrollfreak theoretisch, in der Praxis steht er jedoch hinter dem Mitarbeiter, um ihm zu erklären, wie er seine Arbeit zu verrichten hat. Diese engmaschige Kontrolle bringt nicht nur das Zeitmanagement der Führungskraft durcheinander, sondern demotiviert auch seine Mitarbeiter.

Das andere Extrem, der Laissez-faire-Anhänger, hält gar nichts von Kontrolle und verzichtet deshalb gänzlich oder zu stark darauf. Für ihn ist der Begriff „Kontrolle“ so negativ besetzt, dass er eine seiner wichtigsten Führungsaufgaben vernachlässigt. Schließlich schaffen Sie es durch Kontrolle, Ihre Mitarbeiter fordern und unterstützen zu können.

Die Aufgaben einer Führungskraft

Kontrolle gehört zu dem Aufgaben einer Führungskraft

Ihr Führungsauftrag beinhaltet, Ihre Mitarbeiter dabei zu unterstützen, sich weiterzuentwickeln und sie zu motivieren. Wie passt das Thema „Kontrolle“ zusammen? Mikro-Manager, die zu engmaschig kontrollieren, zerstören genau das, worauf Unternehmen heute angewiesen sind, nämlich das Engagement einzelner Mitarbeiter sowie ihren Innovationsgeist. Da Führen im Idealfall bedeutet, Demotivation zu vermeiden, kann diese extreme Kontrolle Ihre Mitarbeiter nur bremsen. Stellen Sie sich vor, Ihr Vorgesetzter würde Ihnen eine Aufgabe delegieren. Bis ins kleinste Detail erklärt er Ihnen, wie Sie die Aufgabe zu bewältigen haben. Und damit nicht genug: Ihr Vorgesetzter bleibt hinter Ihnen stehen und kontrolliert, ob Sie wirklich vorgehen, wie verlangt. Wie fühlen Sie sich? Kreativ? Innovativ? Motiviert? Weit gefehlt! Sie werden vielmehr zum Erfüllungsgehilfen, der bitte seinen Kopf auszuschalten hat.

Hören Sie weiter in sich hinein: wenn Ihr Vorgesetzter dieses Verhalten nicht nur einmalig, sondern immer und immer wieder an den Tag legen würde, wären Sie dann noch bereit, eigene Ideen vorzubringen? Oder sich überhaupt den Kopf zu zerbrechen? Wohl kaum – Sie täten sehr bald nichts mehr, was über die Anweisungen Ihres Vorgesetzten hinausginge. Innovationen können auf diesem Wege nicht entstehen, da Innovationen immer etwas Unvorhergesehenes beinhalten. Innovationen können nicht befohlen werden.

Konzentrieren Sie sich auf Ihren Führungsauftrag

Der Management-Prozess beinhaltet im Wesentlichen die folgenden Praktiken:

  • Als Führungskraft identifizieren Sie die Aufgaben und Aktivitäten, die zum Erreichen des Ziels notwendig sind.
  • Sie prüfen, ob die geplante Vorgehensweise angemessen ist.
  • Sie planen und beschaffen die für das Erreichen des Ziels notwendigen Ressourcen und schaffen eine Infrastruktur.
  • Sie sorgen dafür, dass sämtliche notwendigen Arbeiten vollständig durchgeführt werden.
  • Sie überwachen regelmäßig den Fortschritt der Arbeiten.
  • Sie bewerten Zwischenergebnisse, sind Ansprechpartner für das ausführende Team und leiten bei Abweichungen etwaige Korrekturen ein.
  • Sie prüfen das Endergebnis.

Sie identifizieren, prüfen, delegieren, planen, überwachen, bewerten und prüfen wieder. Kontrolle ist also ein wesentlicher Bestandteil Ihres Führungsauftrags. Sehen Sie diesen mal als Autobahn: die Verkehrsregeln sind allen Verkehrsteilnehmern (Ihrem Team) bekannt. Weiter hat jeder Verkehrsteilnehmer dasselbe Ziel sowie eine Ankunftszeit in sein Navigationsgerät eingegeben. Die Leitplanken an der Seite der Autobahn weisen den Verkehrsteilnehmern eine Richtung. Es bleibt jedoch jedem Fahrer selbst überlassen, ob er lieber mit 100 km/h, mit 120 km/h, mit einer oder mit zehn Fahrtpausen, mit offenem oder geschlossenem Fenster und so weiter fährt, solange das Ziel zum anvisierten Zeitpunkt erreicht wird. Ihre Aufgabe als Führungskraft ist es, Ihren Mitarbeitern das Ziel zu nennen und einen Rahmen vorzugeben, in dem sich der einzelne Mitarbeiter nach seinem Gusto frei bewegen kann. Durch einen begrenzenden Rahmen schaffen Sie also Freiheiten.

Diese Freiheiten nutzen Ihre Mitarbeiter, um eigenständig an einer Aufgabe arbeiten zu können. In der Folge erhält jeder Mitarbeiter die Chance, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und sich weiterzuentwickeln – auf fachlicher und persönlicher Ebene. Diese „Freiheit im vorgegebenen Rahmen“ steigert das Selbstvertrauen Ihrer Mitarbeiter, erhöht ihre Zufriedenheit und motiviert den Einzelnen ungemein, Teil des Ganzen zu sein. Sie schaffen Identifikation – mit den Zielen, die das Unternehmen verfolgt.

Vertrauen als Produktivitätsfaktor

Spüren Ihre Mitarbeiter, dass Sie ihnen vertrauen, steigert das sowohl ihr Engagement als auch ihre Loyalität. Vertrauen heißt jedoch keineswegs, dass Sie auf Kontrolle gänzlich verzichten könnten. Holen Sie sich die Autobahn-Metapher zurück: begrenzen die Leitplanken nicht die Spur, könnten Fahrer von der eigenen Spur abkommen und eventuell in eine falsche Richtung steuern. Ein kreativer Mitarbeiter, der die Richtung des Unternehmens nicht einhält, bringt dem Unternehmen keine Mehrwerte.

Haben Sie ein Problem mit dem Begriff „Kontrolle“, dann ersetzen Sie diesen lieber mit „Präsenz“. Dass Sie den Begriff „Kontrolle“ negativ besetzen, kann womöglich mit Ihren eigenen Erfahrungen zusammenhängen: sicher haben Sie erleben müssen, wie falsche oder ungeschickte Kontrolle Mitarbeiter, darunter vielleicht Sie selbst, demotivierte. Hatten Sie einen stets lauernden Vorgesetzten, der nur auf Fehler zu warten schien und lospolterte, sobald er sich bestätigt sah, ist es sehr nachvollziehbar, wenn Sie sich daran stören. Vielleicht sehen Sie es mal von dieser Seite:

Kontrolle schafft Vertrauen und Wertschätzung

Kontrolle schafft Vertrauen

Verzichten Sie auf das Kontrollieren, können Sie nicht in Erfahrung bringen, welcher Ihrer Mitarbeiter wie gearbeitet hat. So kann sehr leicht der Eindruck entstehen, die Arbeit – und damit schließlich auch Ihr Mitarbeiter selbst – habe keinen Wert für das Unternehmen, denn seine Anstrengungen werden nicht erkannt. Kontrolle beinhaltet schließlich auch, Hilfe anzubieten, wenn dies gewünscht wird. Wenn nicht: loben Sie und gehen Sie weg. Zeigt Ihre Kontrolle jedoch, dass nicht sonderlich gut gearbeitet wurde, gilt es auch, sich selbst zu kontrollieren: Haben Sie für diese Aufgabe den richtigen Mitarbeiter ausgewählt? – Dank der Kontrolle in einem gesunden Maße können Sie nämlich auch sich selbst besser kontrollieren, lernen, die Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter einzuschätzen, und können Aufgaben effizienter delegieren.

Hier gilt es, zwischen Kritik und Anerkennung sowie Lob und Tadel zu unterscheiden: verstehen Sie Kritik bitte als begründete Negativaussage, Anerkennung hingegen als begründete Positivaussage. Beides hilft Ihren Mitarbeitern, das eigene Verhalten und daraus entstehende Konsequenzen zu reflektieren. Um zu kritisieren und anzuerkennen ist es unabdingbar, dass Sie kontrollieren. Lob, also unbegründete Positivaussagen, und Tadel, Negativaussagen, die ebenso unbegründet sind, helfen hingegen nicht weiter: „das gefällt mir“ oder „das gefällt mir nicht“ hat wenig Potenzial, reflektiert zu werden. Dazulernen können weder Sie noch Ihre Mitarbeiter.

Vertrauen ist gut. Und Kontrolle dafür notwendig.

Kontrollfreak oder Laissez-faire-Anhänger: es gibt glücklicherweise auch hier den goldenen Mittelweg. Als Führungskraft sind Sie in der Pflicht, zu kontrollieren – Ihrem Unternehmen und Ihren Mitarbeitern zuliebe. Denn Kontrolle gehört zu Ihrem Führungsauftrag: Sie schaffen einen Rahmen, in dem jeder Mitarbeiter die Freiheit erhält, seine Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen motiviert zu erledigen. Ihre Kontrolle stärkt Ihre Mitarbeiter, da Sie Ansprechpartner für Hilfesuchende sind und dank Ihres kontrollierenden Eingreifens Potenziale erkennen können. Verantwortungsvoll kontrollierende Führungskräfte kennen die Stärken und Schwächen Ihrer Mitarbeiter und können deshalb effizient arbeiten. Sie zeigen Präsenz und verfallen keinem Kontrollwahn. Sie schaffen es, die gemeinsame Identität des Teams und damit der gesamten Organisation zu stärken.

Erkennen Sie sich darin wieder? Glückwunsch, dann halten Sie gekonnt die Waage und bringen Motivation, Vertrauen sowie Wertschätzung in Ihr Unternehmen.

Erkennen Sie Defizite oder sind sich nicht sicher, nehmen Sie gerne Kontakt zu mir auf. Gemeinsam schaffen wir für Sie und Ihre Mitarbeiter ein Kontroll-Klima, das Ihr gesamtes Team stärkt!

Am besten kommen Sie einfach in Ihr kostenfreies Führungsstrategiegespräch!

Führungs-Stratgiegespräch mit Susanne Schwerdtfeger

Ich freue mich auf Sie!

Wie sieht’s denn mit Ihrem Multitasking aus?

Machen Sie hier gleich Ihren Test!

Fuehrungskraefte persoenlicher Multitaskingcheck

So kommen Sie raus aus Ihrer Multitaskingfalle

Hier für 0,00 Euro: „7 Schritte raus aus der Multitaskingfalle“

Ebook Raus aus der Multitaskingfalle

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert