Brauchen wir Ablenkung? Immer wieder, den ganzen Tag lang? Ist Multitasking das oberste Gebot der Stunde, das uns wissen lässt, dass Stillstand ein „No Go“ ist? Es scheint so, und im Zeitalter ständiger Erreichbarkeit kommt ein Faktor hinzu, der uns belastet. Wir sind immer virtuell unterwegs, bleiben nie stehen und müssen jede kleine Neuigkeit sofort erfahren. Kann so einer Führungskraft eine gute Arbeit gelingen?
Führungskräfte sind keine Quantencomputer
Wissenschaftler arbeiten daran, Forscher erhoffen sich neue Möglichkeiten der Arbeit, die alles einfacher und – vor allem – schneller macht. Quantencomputer unterscheiden sich von herkömmlichen Rechnern insbesondere darin, dass sie Prozesse gleichzeitig durchführen können. Das können – auch wenn das nicht breitflächig bekannt ist – klassische Computer nicht.
Sie arbeiten einen Prozess nach dem anderen ab. Da moderne Computer ausgesprochen leistungsfähig und schnell sind, fällt uns dieser Aspekt nicht auf. Deutlich wird es aber, wenn man sich vorstellt, dass ein Computer mehrere Prozesse gleichzeitig erledigen kann. Die Geschwindigkeit und die Rechenleistung steigern sich ganz erheblich, fast schon so sehr, dass es unsere Vorstellungskraft übersteigt.
Nur: Menschen sind keine Quantencomputer, und Führungskräfte auch nicht. Deswegen ist schon der Begriff Multitasking irreführend, denn der Mensch kann das einfach nicht. Allein der Versuch führt dazu, Dinge nur oberflächlich zu behandeln, weil wir gedanklich immer hin und herschalten müssen, um die Aufgabenstellung zu erfüllen. Die Technik kommt in der heutigen Zeit erschwerend hinzu. Wenn man bedenkt, dass Multitasking nicht in der menschlichen Natur liegt, erleichtern Tablets und Smartphones die Sache auch nicht unbedingt. Weil wir dann plötzlich versuchen, drei oder vier Dinge gleichzeitig zu tun.
Das ist ohne Wenn und Aber zum Scheitern verurteilt.
Der Mensch kann immer nur einen Prozess zur Zeit erledigen. Alles, was darüber hinaus geht, entspricht nicht seiner Natur und überfordert ihn.
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Aktiv, aktiv, aktiv!
Als Führungskraft ist man besonders anfällig für ständige Ablenkungen und kontinuierliches Multitasking. Man muss wissen, was ansteht, was nicht funktioniert oder komplett neu organisiert werden muss. Man will wissen, wie es um die Mitarbeiter steht, ob sie zufrieden sind und wo unter Umständen Konfliktpotenzial lauert. Man braucht die Gewissheit, dass die Chefetage die eigene Arbeit wertschätzt. Das sind schon drei Baustellen, mit denen man umgehen muss.
Aber es kommen weitere hinzu. Auf dem Smartphone erhält man Nachrichten von zu Hause, oder von Freunden. Man wird auf wichtige (vermeintlich wichtige) Nachrichten hingewiesen und nebenbei daran erinnert, doch mehr Sport zu betreiben und gesünder zu essen. Vielleicht muss am Nachmittag der Nachwuchs zum Sport oder Musikunterricht gefahren werden, und dann ist da ja auch noch dieser neue Kult-Film im Kino angelaufen, über den alle sprechen. Muss also auch noch eben gecheckt werden.
Lässt man diese letzten beiden Absätze einmal kurz wirken, liegt eine Frage nah: Wie kann unter diesen Umständen eine Führungskraft überhaupt noch ihren Job erledigen?
Die Reizüberflutung führt auch und gerade bei Führungskräften dazu, immer und überall informiert zu sein.
Lesen Sie hier mehr dazu: »Multitasking in der Führung: So entkommen Sie der Multitaskingfalle
Langeweile und wie man sie nutzen kann
Im Allgemeinen hat Langeweile im gesellschaftlichen Leben ein negatives Image. Menschen, denen langweilig ist, werden als nicht kreativ eingeordnet, als fantasielos. Dabei könnte kaum etwas weiter von der Wahrheit entfernt sein.
Schauen wir uns Kinder an, sehen wir, dass Langeweile etwas ist, mit dem sie sich oft befassen müssen (zumindest, wenn ihre Tage nicht minutiös durchgeplant sind). Aus ihr heraus entstehen Fragen, Kinder denken darüber nach, wie sie der Langeweile entkommen können. Dafür werden zahlreiche kreative Prozesse in Gang gesetzt.
Das ist gut.
Weniger gut ist – und das betrifft direkt auch Führungskräfte -, dass eine Reizüberflutung ebenfalls zu Langeweile führen kann. Aus dieser gibt es aber keinen so einfachen Ausweg. Denn wenn die Reize wegfallen, fällt der Mensch in ein Loch. Er kann sich nicht mehr entscheiden, wie er die Langeweile loswerden kann, weil es so viele (zu viele) Möglichkeiten gibt. Daher ist auch die Dauerbespaßung von Kindern für deren Entwicklung suboptimal.
Gefordert ist also Mut zur Langeweile! Und die Zeit, sich mit ihr zu beschäftigen und nach kreativen Lösungen zu suchen, der Langeweile zu begegnen.
Langeweile ist nicht per se etwas Schlechtes. Sie kann anregen und Kreativität und Fantasie beflügeln.
Mut zur Lücke zeigen
Für Führungskräfte gilt es, die „gute“ von der „schlechten“ Langeweile zu unterscheiden. Denn sie kann durchaus destruktiv sein und entsprechende negative Folgen haben. Stellen wir uns einen Fabrikarbeiter am Fließband vor, ist nur in den seltensten Fällen davon auszugehen, dass seine Langeweile etwas Positives bewirkt. Im Gegenteil, sie führt zur Abstumpfung und Gedankenlosigkeit. Das ist übrigens nicht die Schuld des Fabrikarbeiters, sondern seiner gleichförmigen Tätigkeit geschuldet.
Hier können Führungskräfte ansetzen. Wenn es destruktive Langeweile gibt, muss es im Umkehrschluss auch die konstruktive Variante geben. Und die kann bedeuten, sich „einzuschließen“.
Klingt komisch, ist aber so.
Schon in den 1960er Jahren hat der Mediziner Jürgen Aschoff mit den Reaktionen von Astronauten auf Einsamkeit experimentiert. Aschoffs Untersuchungen wurden „Bunker-Experimente“ genannt. Er wollte herausfinden, wie sich die völlige Isolation auf Astronauten auswirkt, ob also etwa ihr Schlafrhythmus beeinträchtigt wird und wie sie psychisch mit ihrer Situation umgehen.
Es dauerte zwar ein wenig, aber als die Eingewöhnungsphase vorbei war, stellte der Mediziner fest, dass die Astronauten hochkonzentriert arbeiteten. Das allein könnte man auch kritisch betrachten, denn ein Fabrikarbeiter ist, wie erwähnt, auch mehr oder weniger in Isolation. Doch die Astronauten – und jetzt kommt der positive Umgang mit Langeweile zum Tragen – waren sich selbst genug, sie fühlten sich wohl mit sich und ihrer spärlichen Umgebung.
Langeweile kann zu produktiven Prozessen führen, wenn man richtig mit ihr umgeht.
Ziehen Sie sich in sich selbst zurück
Nicht immer, natürlich nicht, der Mensch ist und bleibt ein soziales Wesen. Aber ständig mehrere Dinge zur gleichen Zeit erledigen zu wollen, immer erreichbar sein zu müssen und zu jedem Thema etwas zu sagen zu haben – das trägt nicht zu einer guten Entwicklung bei. Und es steigert auch nicht die Qualität der Arbeit einer Führungskraft.
Hinzu kommt, dass das Team einer Führungskraft es spürt, wenn diese nicht bei der Sache ist, sondern mehrere Baustellen auf einmal „abarbeiten“ will. Hin und wieder einfach auf sich selbst zurückfallen und den Gedanken, kreativen Ideen und neuen Ansätzen Raum zu lassen, ist von unschätzbarem Wert.
Können Sie aus Langeweile Kreativität machen?
Kennen Sie das überhaupt? Langeweile? Und lassen Sie sie zu oder kämpfen auf Biegen und Brechen dagegen an? Haben sie es schon erlebt, dass aus Langeweile gute Ideen entstehen, die Sie als Führungskraft weiterbringen? Vermeiden Sie Multitasking oder versuchen Sie, möglichst viel auf einmal zu erledigen?
Ich bin sehr gespannt auf Ihre Meinung und Ihrer Erfahrungen. Kommentieren Sie gerne hier oder schreiben Sie mir eine Mail, wenn Sie den persönlichen Austausch suchen. Natürlich können Sie mich auch anrufen. Langweilig wird das ganz sicher nicht.
Ein weiterer Artikel zu diesem Thema: » Nichtstun will gelernt sein
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