Als Führungskraft tut Selbstbeherrschung oft gut

Selbstbeherrschung bei Führungskräften ist wichtiger als Intelligenz

Aktualisiert: 25. Jan 2022

Dumm führt gut? Ist es das, was sich als Kernaussage hinter der Überschrift verbirgt? Selbstverständlich nicht, aber was Dummheit – oder sagen wir: fehlende Klugheit – mit Selbstbeherrschung zu tun hat, muss dennoch geklärt werden. Dazu kommen wir dann auch später noch. Doch zunächst soll es um Führungskräfte gehen, die scheinbar alles richtig gemacht haben, und dann plötzlich überhaupt nichts mehr schaffen.

Wie kann das sein?

Zwei Erfolgsgeschichten, zwei Abstürze

Selbstbeherrschung kann für Führungskräfte Karriereabsturz verhindernMarie ist gerade die Karriereleiter ein erhebliches Stück nach oben geklettert. Sie war 10 Jahre lang im Versicherungswesen als Teamleiterin und Projektmanagerin tätig, hat zahlreiche Fortbildungen gemacht, an Weiterbildungen teilgenommen. Und nun wird sie belohnt. Sie soll jetzt einen noch größeren Verantwortungsbereich übernehmen. Marie freut sich, hat sie es doch endlich geschafft.

Dann sackt ihr Selbstvertrauen auf ein Minimum ab, sie traut sich nichts mehr zu, wird sogar menschenscheu. Ihre Karriere droht zu zerbrechen, bevor sie richtig angefangen hat.

Oder Patrick. Er arbeitet im Energiesektor und war lange im mittleren Management tätig, immer mit Erfolg, immer mit dem „richtigen Riecher“ für bestimmte Situationen. Auch er wird von seinen Vorgesetzten nach oben gehievt. Doch in der neuen Position fühlt er sich plötzlich nicht mehr wohl, fühlt sich erschöpft, schläft viel zu viel, vernachlässigt den Sport, sein Hobby, die Musik und wirkt auch in der Familie immer öfter abwesend und melancholisch.

Der Arzt diagnostiziert bei Patrick Burn-out, er fällt mehrere Monate aus und kommt danach nicht wieder zurück in die Spur.

Was ist passiert?

Waren die beiden vielleicht doch noch nicht so weit? Wären sie es womöglich nie gewesen? Oder ist etwas anderes schiefgelaufen auf der Karriereleiter? War die Begleitung auf dem Weg zur nächsten Führungsebene zu steinig? Haben die Vorgesetzten von Patrick und Marie Mist gebaut?

Fragen über Fragen, und sie alle liegen nahe und könnten die Antwort auf das Problem des Absturzes sein. Doch im Falle der beiden Führungskräfte verhält sich die Sache anders, echnischer, könnte man sagen. Oder besser: zu technisch.

Theorie und Leben

Das Problem vieler Führungskräfte ist nicht die Fachliteratur, auch nicht ein mangelndes Angebot an Workshops, Fort- und Weiterbildungen. Davon gibt es in der großen weiten Welt so viele, dass man sich kaum retten kann. Die Methoden unterscheiden sich, die Herangehensweisen, die Philosophie eines jeden einzelnen Führungsstils hebt sich von anderen, vergleichbaren ab.

Das ist ok, mehr noch, es ist gut. Aber viele Methoden, Führungskräfte nach vorn zu bringen, reduzieren sich auf technische Aspekte, also etwa Rhetorik, Verhandlungsgeschick, Diplomatie und vieles mehr. Dabei bleibt oft ein Aspekt auf der Strecke, einer, der auch für Marie und Patrick enorm wichtig gewesen wäre: die Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit.

Das dreifache Selbst

Als Führungskraft Potenziale nutzenSelbstbeherrschung – das klingt zunächst einmal nach Kontrolle. Kontrolle über sich selbst. Und an dieser Stelle müssen wir dringend eine andere Richtung einschlagen, denn wer so an die Sache herangeht, agiert einmal mehr technisch. Doch Selbstbeherrschung ist keine Technik, jedenfalls nicht nur, und sie funktioniert nur, wenn man sie nicht in erster Linie als selbst disziplinierende Maßnahme betrachtet, sondern als Teil der eigenen Persönlichkeit. Das mag jetzt etwas „verweichlicht“ klingen, ergibt aber durchaus Sinn, und zwar im absolut pragmatischen Sinne.

Selbstbeherrschung mag man lernen können, doch dann ist es eher Selbstkonditionierung, die nicht nachhaltig wird wirken können. Vielmehr geht es zunächst einmal darum, die anderen Aspekte des Selbst zu erkennen, zu benennen und mit ihnen entsprechend umzugehen.

  • Selbstbewusstsein: Nicht zu verwechseln mit Selbstvertrauen und sicherem Auftreten. Beim Selbstbewusstsein geht es in erster Linie darum, sich mit dem zu befassen, was emotional in einem vorgeht. Sich mit kurz- und langfristigen Gefühlen und inneren Strömungen auseinanderzusetzen. Die oben genannten Beispiele Marie und Patrick wären wahrscheinlich nicht so hart gelandet, wenn sie sich zuvor intensiver mit dem Selbstbewusstsein beschäftigt hätten.
  • Selbstakzeptanz funktioniert immer in zwei Richtungen. Also die eigenen Stärken zu finden und mit ihnen zu arbeiten. Aber auch die eigenen Schwächen zu erkennen und sie zu akzeptieren. Natürlich bedeutet das nicht, dass jede persönliche Schwäche oder nicht ausgereifte Fähigkeit als „gottgegeben“ hingenommen werden muss.
    Im Gegenteil, Führungskräfte müssen immer wieder aufs Neue nach Grenzen suchen, und nach Möglichkeiten, diese zu erweitern oder zu überwinden. Dennoch hat jeder Mensch natürliche Grenzen, die er einfach (noch) nicht überschreiten kann. Es ist eine Frage der Glaubwürdigkeit sich selbst gegenüber und eben der Selbstakzeptanz, dies anzuerkennen.
  • Selbstbeherrschung: Wer sich ausgiebig mit den Themen Selbstbewusstsein und Selbstakzeptanz auseinandergesetzt hat, wird sich leichter tun mit der Selbstbeherrschung. Denn sie ist ein weiterer Baustein in diesem Konstrukt. Dabei geht es nicht um die beinahe schon zwanghafte Form der Selbstbeherrschung, die letztlich auch nur ein Werkzeug ist, das jederzeit in die Brüche gehen oder den Dienst versagen kann. Es geht vielmehr um das Fühlen der Gedanken, die man hat. Um das Zulassen von Gefühlen, gerade und besonders in Konfliktsituationen oder Momenten starken Drucks.

Es ist klar: Wer die Beherrschung verliert, hat sich nicht im Griff. Aber die Frage ist: warum? Meist deshalb, weil gar nicht bemerkt wird, wie es zum Kontrollverlust kommt, wie die Selbstbeherrschung sich langsam verabschiedet, um dann wie ein Vulkan auszubrechen. Man könnte also auch sagen, dass, wer sich besser kennt, die größten Chancen hat, seine Selbstbeherrschung nicht zu verlieren. Einfach, weil er mit sich „im Reinen“ ist.

Wie war das mit der Dummheit?

ie werden sich häufiger in Selbsbeherrschung üben müssen als FührungskraftDer Vollständigkeit halber wollen wir einmal eine Definition wagen, denn Selbstbeherrschung wird nicht einheitlich definiert. Man kann jedoch sagen, dass es sich dabei um die Fähigkeit handelt, spontanen inneren Impulsen zu widerstehen. Also nicht etwa in jeder Situation sofort zu agieren oder zu reagieren, sondern abzuwägen, was eigentlich gerade passiert (ist) und wie man am besten damit umgeht.

Das ist nicht weit entfernt von der Willensstärke, auch Volition genannt. Verbunden mit der Fähigkeit, Versuchungen und Verlockungen zu widerstehen, sprechen Psychologen auch von der Impulskontrolle oder der Selbstregulation.

Untersuchungen von US-Psychologen haben ergeben, dass Selbstbeherrschung bzw. -kontrolle weit wichtiger ist als Intelligenz oder ein hoher Intelligenzquotient. In einem zweiteiligen Test wurde zunächst untersucht, wie sehr Schüler zwischen 13 und 14 Jahren sich selbst beherrschen und auf schulische Inhalte fokussieren konnten. Je disziplinierter die Schüler sich hier zeigten, desto deutlicher schlug sich das positiv auf ihre Leistungen nieder.

Im zweiten Teil des Tests wurde zusätzlich der Intelligenzquotient mit einbezogen. Das Ergebnis war erschütternd, denn die Intelligenz nahm keinerlei positiven Einfluss auf die Schüler. Anders herum wird ein Schuh draus. Die Schüler, die sich besser im Griff hatten und auf Partys oder andere Freizeitaktivitäten verzichteten, schafften bessere Abschlüsse. Die Nase vorn hatten also am Ende nicht die intelligenten Schüler, sondern die disziplinierten.

Natürlich ist die Überschrift dieses Textes ein wenig provozierend, und natürlich ist Intelligenz von großer Bedeutung, wenn man als Führungskraft weiterkommen will. Doch wer nicht in der Lage ist, authentische Selbstbeherrschung aufzubauen – und das funktioniert nur in der Beschäftigung mit sich selbst -, kann noch so intelligent sein. Letztlich wird er scheitern.

Haben Sie sich im Griff?

Beginnen wir doch mit diesem kleinen Text. Können Sie sich mit dem Inhalt identifizieren? Oder haben Sie, jetzt nach dem Lesen, einen „dicken Hals“ und würden am liebsten schreiend rausrennen?

Wie ist es im beruflichen Alltag? Sind Sie ein Stein in der Brandung oder kochen Sie häufiger mal hoch? Und wenn, in welchen Situationen? Was lässt Sie die Selbstbeherrschung verlieren? Was kann Sie nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen? Mich interessieren Ihre Einschätzungen sehr, kommentieren Sie doch einfach. Oder rufen oder schreiben Sie mich an.

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