Wer weiß schon, wie lange die Corona-Krise noch nachwirken wird? Wollen wir das überhaupt wissen? Oder ist es nicht besser, sich jetzt voll und ganz auf die wiederkehrende „Normalität“ zu konzentrieren? Für Sie als Führungskraft stellt sich diese Frage vielleicht nicht, sondern eine ganz andere: Wie soll es im Job überhaupt weitergehen? Bleiben? Gehen? Oder gar gefeuert werden?
Führungspositionen sind von den Auswirkungen der Krise ebenso betroffen wie andere Aufgabenstellungen. Doch es geht nicht nur darum, das Team zusammenzuhalten und die Mitarbeiter wieder aufzubauen. Es geht auch um die Gefahr des eigenen Jobverlusts.
Wenn Führungskräfte abgebaut werden oder von selbst gehen
„Leider müssen wir Ihre Abteilung schließen, aber mit Ihrer Qualifikation finden Sie sicher schnell etwas Neues.“ So oder so ähnlich klingt es in letzter Zeit häufig, wenn ein Manager seinen Stuhl räumen muss. Die Krise hat zu erheblichen Umsatzeinbußen geführt, zudem fallen oft Kontakte und Geschäftsbeziehungen weg, die früher ein fester Bestandteil von Unternehmen waren.
Doch es geht auch anders. Immer mehr Führungskräfte sehen sich nach anderen Jobs um. Häufig liegt das daran, dass die Krise – wie in vielen anderen Bereichen auch – wie ein Brennglas wirkt, das Aspekte vergrößert, die man vorher gar nicht wahrgenommen hat. Wenn die Atmosphäre in einem Unternehmen ohnehin schon etwas „vergiftet“ war, ist es nicht selten die durchlebte Corona-Krise, die das Fass zum Überlaufen bringt.
Wie aber geht es nun weiter?
Spitzenpositionen findet man nicht auf der Seite der Arbeitsagentur oder bei eBay-Kleinanzeigen. Auch öffentliche Ausschreibungen für Führungskräfte sind eher selten. Ab einem gewissen (auch finanziellen) Niveau läuft die Besetzung solcher Stellen eher über Netzwerke und persönliche Kontakte. Das schränkt zwar die Zahl der Mitbewerber ein, doch der „Kuchen der freien Stellen“ ist insgesamt begrenzt.
Und ein anderer Punkt kommt oft hinzu: Gerade Manager, die schon lange in ihrem Beruf gearbeitet haben, tun sich oft schwer, nach etwas Neuem zu suchen. Die Offenheit mag zwar vorhanden sein, aber vieles, was auf dem Arbeitsmarkt passiert ist, ist für Führungskräfte, die schon lange in ihrem Job sind, einfach zu ungewohnt. Und wenn die eigenen Kompetenzen, die bisher den Job garantiert haben, plötzlich gar nicht mehr so gefragt sind, kann schon die eine oder andere Welt von Führungskräften zusammenbrechen.
Zwei weitere Aspekte erschweren die Suche nach einem neuen Aufgabenfeld für Führungskräfte:
- Die Bezahlung reicht bei einem potenziellen neuen Job womöglich nicht mehr an die bisherige Vergütung heran.
- Die Unternehmen sind weniger risikofreudig und wägen genau ab, ob und wen sie einstellen.
Bei beiden Punkten müssen Führungspersönlichkeiten womöglich Abstriche in Kauf nehmen. Beim zweiten Punkt kommt erschwerend hinzu, dass vakante Positionen vielfach lieber mit Kräften aus dem eigenen Unternehmen besetzt werden.
Die Suche nach einem neuen Job ist oft mit Widrigkeiten verbunden. Abstriche bei der Bezahlung gehören häufig zu dem, was von Führungskräften erwartet wird.
Nicht zu unterschätzen: die psychische Belastung
Wir alle sind nach wie vor gestresst. Und auch wenn die Zeichen auf Entwarnung stehen und viele Maßnahmen aufgehoben oder abgeschwächt werden, bleibt die bange Frage, was im Herbst und Winter passiert. Gehen die Zahlen dann wieder hoch? Geht das ganze Drama dann von vorn los? Diese Gedanken begleiten uns, entweder offener oder subtiler, aber sie sind ganz eindeutig da.
In dieser Verfassung einen neuen Job zu suchen, ist nicht leicht. Einerseits muss man sich als Führungskraft gut verkaufen, seine Stärken, Motivation und Einsatzbereitschaft zur Schau stellen. Andererseits nagt die Krise noch immer an uns, da fällt es schwer, gute Miene zu machen.
Doch das ist längst nicht alles. Ein Problem stellt der neue Tagesrhythmus dar, während man sich auf Arbeitssuche befindet. Früher war alles exakt durchgetaktet, jede Stunde eines Tages folgte einem präzisen Plan. Nun aber ist alles anders. Der Tag muss neu strukturiert werden, und zwar ohne einen Ablauf, der vom Beruf vorgeschrieben wird. Das ist in erster eine logistische und in zweiter Linie eine psychologische Herausforderung.
Denn natürlich verbinden wir mit unserem beruflichen Status auch eine gewisse Stellung innerhalb der Gesellschaft und unserer kleinen, privaten Welt. „Ich bin Führungskraft bei XY“ klingt nun einmal besser als „Ich suche gerade einen neuen Job.“
Die Zeit der Jobsuche gestaltet sich aufgrund von Tagesabläufen schwierig, aber auch der neue Status macht vielen Führungskräften zu schaffen.
Einatmen, ausatmen …
Sollten Sie jetzt denken, das klinge abgedroschen, gehen Sie bitte kurz in sich. Denn als Führungskraft wissen Sie ja, wie Sie mit beruflichen Krisen umgehen müssen. Sie haben gelernt, auch Ihren Mitarbeitern die Krise als Chance zu verkaufen. Das mag sich abgedroschen anhören, ist aber letztlich gelebte Realität.
- Suchen Sie also aktiv nach Aspekten Ihrer neuen Situation, die sich positiv einordnen lassen.
- Denn wer weiß, täte Ihnen vielleicht ein Branchenwechsel gut?
- Soll das zukünftige Unternehmen ähnlich strukturiert sein wie das alte?
- Und wäre jetzt womöglich ein guter Zeitpunkt, um über einen Ortswechsel nachzudenken?
- Welche grundlegenden Zukunftsfragen wollten Sie schon lange einmal klären?
- Kommt statt der klassischen Bewerbung die Zusammenarbeit mit einem Headhunter-Unternehmen in Betracht?
Um nicht missverstanden zu werden: Diese Krise mit all ihren Anforderungen ist anstrengend. Kommt noch ein beruflicher Wechsel hinzu – ob freiwillig oder erzwungenermaßen -, steigt die Belastung zu einer weiteren Ebene auf.
Und sicher haben Krisen erprobte Manager bessere Karten, wenn es um die Bewältigung von anspruchsvollen Situationen geht. Andererseits haben Sie womöglich mehr Widerstandskraft und Resilienz, als Sie glauben.
Oft machen wir uns gar nicht bewusst, durch welche stürmischen Gewässer wir es bereits in der Vergangenheit geschafft haben. Sicher ist der Plan, sich noch einmal völlig neu aufzustellen, etwas, das Sie beunruhigen kann. Doch erinnern Sie sich auch daran, wie oft Sie schon gegen Widerstände Pläne umgesetzt haben, machen Sie sich klar, dass Sie auch aus vergangenen Krisen gestärkt hervorgegangen sind. Und rufen Sie sich in Erinnerung, was aus vermeintlich ausweglosen Situationen Positives und Überraschendes entstehen konnte.
Womöglich – und diese Wahrscheinlichkeit ist gar nicht so gering – sind es gerade die Fähigkeiten, die Sie während der Krise aufgebaut haben, die Ihnen in Ihrem neuen Job zugutekommen.
Gerade in der Krise sind Resilienz und Zuversicht gefragt. Machen Sie sich zudem Ihre Stärken noch einmal klar.
Lesen Sie gern hier mehr dazu:
>> Empathie, Resonanz und Resilienz: Die drei Kernkompetenzen von Führungskräften heute <<
Kommen Sie gut durch die Krise?
Ich möchte ehrlich sein: Die hier aufgeschriebenen gut gemeinten Tipps können sehr nützlich sein, denn sie ebnen Ihnen einen Weg in einen positiven Ansatz. Je nachdem, wie betroffen Sie aber gerade sind und wie sich Ihre berufliche Situation derzeit darstellt, ist es möglich, dass Sie im Moment einfach in der Krisen-Falle sitzen.
Wie also geht es Ihnen? Orientieren Sie sich beruflich neu? Spüren Sie Zuversicht oder gerade eher eine zermürbende Ernüchterung?
Ein Gespräch mit jemand außenstehenden kann Ihnen schnell helfen. Das bringt Klarheit ins Gedanken- und Gefühlsdurcheinander. Hilfe, Zuspruch und ganz praktische Unterstützung kann womöglich der Strohhalm sein, aus dem ein massiver Stamm werden kann, an dem Sie sich festhalten und neu orientieren können.
Lassen Sie und darüber reden. Ich bin für Sie da!
Am besten suchen Sie sich hier gleich Ihren kostenfreien Gesprächstermin aus.
Ich freue mich auf Sie!
Weitere Literatur: >> Gestern noch gefragt, heute freigestellt <<
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