Welche Eigenschaften brauchen Führungskräfte, um in ihrem verantwortungsvollen Alltag nicht nur zu bestehen, sondern auch erfolgreich zu sein? Darüber machte ich mir jüngst Gedanken. Auch Empathie zeigte sich als eine der wichtigen Eigenschaften.
„Empathie“ … was ist das eigentlich?
„Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen“ – so definiert Wikipedia den Begriff. Diese Definition gefällt mir außerordentlich, denn sie berücksichtigt neben der Fähigkeit eben auch die Bereitschaft, sich in andere Persönlichkeiten einzufühlen.
Empathie darf man keineswegs verwechseln mit Sympathie oder Mitleid: beide implizieren ein Vorurteil, einmal positiv, einmal mitfühlend. Empathie jedoch meint genau das Gegenteil, nämlich das Herangehen an Persönlichkeiten ohne vorgefasste Meinung und/ oder (Vor-)Urteilen.
Voraussetzung zum Entwickeln von Empathie
Als Führungskraft erhalten Sie ein neues Teammitglied. Sie kennen Ihren neuen Mitarbeiter kaum, konnten sich lediglich ein theoretisches Bild durch seine Bewerbung und ein etwas praktischeres durch das gelungene Vorstellungsgespräch machen. Also haben Sie beste Voraussetzungen, ganz neutral auf Ihren neuen Mitarbeiter zuzugehen.
In einem ersten Gespräch schaffen Sie als Führungskraft nun die Grundvoraussetzung für Empathie gegenüber Ihrem neuen Mitarbeiter: Sie hören aktiv zu. Sie nehmen einfühlend Teil an der Erlebenswelt Ihres neuen Mitarbeiters. Bedenken Sie: aktives Zuhören bedeutet, dass Sie nicht werten, sondern ausschließlich zuhören. Lernen Sie, die Sichtweise Ihres Gegenübers einzunehmen.
Wenn Ihnen das gelingt, werden Sie die Gefühle Ihres neuen Mitarbeiters wahrnehmen können: Sie werden daran teilhaben dürfen, dass der Kollege recht nervös an seinem ersten Tag ist. Und Sie können nun aktiv darauf eingehen und wahlweise mit einem lustigen Spruch oder lockernden Worten reagieren. Da Sie aktiv zugehört haben, wissen Sie, welche Variante besser auf Ihren Mitarbeiter passt.
Empathie ist die Kunst, zwischen den Zeilen zu lesen
In der Unterhaltung mit Ihrem neuen Kollegen haben Sie es geschafft: Sie haben gekonnt zwischen den Zeilen gelesen. Mit keiner Silbe sagte der Kollege, dass er nervös sei. Sie bemerkten nur seine Stimme, die ein wenig höher als normal schien, ein dezentes Zittern darin und Sie sahen, wie der Kollege seine rechte Hand an seiner Hose abwischte.
Sie waren empathisch. Denn Empathie ist die Kunst, zwischen den Zeilen zu lesen. Und das half Ihnen auf Ihrer Karriereleiter bereits dabei, manches eher schädliche Fettnäpfchen elegant zu überspringen. Es geht im Alltag einer Führungskraft nicht immer nur um Entscheidungen. Es geht auch darum, die emotionale Tragweite eben dieser Entscheidungen voraussehen zu können.
Nachteile der Empathie
Empathische Menschen kämpfen gegen Probleme an, die weniger einfühlsame Personen so nicht kennen. Tatsächlich kann Empathie nämlich auch für Ungerechtigkeiten sorgen: wir Menschen finden andere Menschen sympathischer, wenn sie uns ähnlich sind. Erkennen Sie, dass Ihr Gegenüber ähnlich fühlt wie Sie selbst, kann es passieren, dass Sie diesem Mitarbeiter gegenüber mehr Mitgefühl entwickeln als anderen Kollegen gegenüber.
Das ist gut für jene, die mit Ihnen „gleichschlagen“, aber schlecht für jene, die anders fühlen. Denn ihnen begegnen Sie womöglich weniger empathisch. Üben Sie sich bitte in Selbstreflexion und überprüfen Sie regelmäßig, ob Sie mit Ihrem Team fair umgehen – auch oder gerade in emotionaler Hinsicht.
Empathie ist auch sehr anstrengend. Im wahrsten Wortsinne kann es Ihnen „an die Nieren gehen“: empathische Menschen schütten verstärkt Cortisol aus, ein Nebennierenhormon, welches den Stresspegel erhöht. Empfinden Sie negative Gefühle als empathischer Mensch nach, zeigt Ihr Körper dieselbe Wirkung, als würden Sie das Erzählte und Nachempfundene selbst durchmachen.
Aus diesen genannten Gründen ergibt sich auch, dass Empathie zu einer Belastung für zwischenmenschliche Beziehungen werden kann. Denn seien wir ehrlich: bei allem Vermögen, uns einzufühlen, ist unsere Empathie leider nicht unendlich. Empathie kann, wie gesagt, zum an die Substanz gehenden Kraftakt werden. Gerade Menschen in Pflegeberufen können das sicher nachfühlen: befasst man sich tagsüber durchweg mit den Problemen anderer, hat man am Abend kein Gehör mehr für die Belange des eigenen Partners.
Empathie reduziert Stress
Empathisch zu sein kann also anstrengen. Andersherum jedoch schütten Sie nicht nur Cortisol bei Stress aus, sondern glücklich machende Hormone, wenn es Ihrem Gegenüber gut geht. Das bedeutet für Ihren Führungsalltag: sind Ihre Mitarbeiter glücklich, werden Sie als empathische Führungskraft dieses Glücksgefühl genauso erleben.
Dass Empathie Stress senkt, zeigen unter anderem Untersuchungen von Sarina Rodrigues. Dieser Studie zufolge können Menschen mit hoher Empathie wesentlich besser mit Stress umgehen. Das ist auch nötig, damit negative Emotionen anderer empathische Menschen nicht völlig aus der Bahn werfen.
Empathie aus Sicht Ihrer Mitarbeiter
Empathie geht nicht nur mit der Fähigkeit einher, aktiv zuhören zu können, sondern wertschätzt Ihre Mitarbeiter auch. Wenn Sie nämlich ein besonderes Gespür für Ihre Mitarbeiter entwickeln und einzeln auf jeden eingehen, sind Sie in der Lage, jedem Mitarbeiter Aufgaben zuzuweisen, die seinem Können entsprechen.
In der Folge spendieren Sie Sinnhaftigkeit für jeden Handschlag: Sie geben Ihren Mitarbeitern das unbezahlbare Gefühl, ein entscheidender Teil des großen Ganzen zu sein. Ein Verhältnis auf Augenhöhe und von Respekt geprägt – das schaffen Sie nur durch Empathie. Als empathische Führungskraft gelingt Ihnen etwas ganz Großes: Sie verleihen den wichtigsten Pfeilern Ihres Unternehmens mehr Stabilität, nämlich Ihren Mitarbeitern.
Empathie kann jeder lernen
Haben Sie beim Lesen das Gefühl, Sie seien nicht empathisch genug? Dann hat mein heutiger Beitrag erreicht, dass Sie reflektieren – schön! Gehen Sie nicht zu hart mit sich selbst ins Gericht, aber bleiben Sie ehrlich bei Ihrer Selbstbetrachtung. Die gute Nachricht ist nämlich: Empathie kann jeder lernen!
Sogar Narzissten. An der Universität von Surrey hat Erica Hepper eine Studie mit 300 Freiwilligen vorgenommen, die stark narzisstische Züge aufwiesen. Hepper spielte den Freiwilligen stark gewalttätige Videos vor, womit es ihr gelang, Gefühle bei den Versuchspersonen hervorzurufen.
So werden Sie empathischer
Ein Narzisst müssen Sie gar nicht sein, um die folgenden Tipps anzunehmen. Möchten Sie Ihre Empathie steigern, helfen Ihnen die folgenden Tipps schon weiter:
- Unvoreingenommenheit: Wie oben geschildert, ist Unvoreingenommenheit bzw. Vorurteilsfreiheit die Voraussetzung, empathisch zu sein. Haben Sie ein vorgefasstes Bild von Ihrem Gegenüber im Kopf, haben Sie keine Chance, seine Perspektive kennenzulernen. Werfen Sie die vorgefassten Bilder ab und lassen Sie sich bei jeder Begegnung neu auf Ihr Gegenüber ein.
- Zeit: Zeit ist gerade im Führungsalltag ein kostbares Gut. Damit Sie Ihre Mitarbeiter jedoch kennenlernen können, um Stärken und Schwächen herauszufinden, um damit zu arbeiten, benötigen Sie Zeit. Spendieren Sie sich und Ihrem Team regelmäßig die Möglichkeit, sich informell auszutauschen, etwa bei einer gemeinsam verbrachten Kaffeepause oder einem gemeinsamen Mittagessen.
- Beobachtungen: Auch dafür benötigen Sie Zeit. Beobachten Sie Ihre Mitmenschen, werden Sie ein besseres Verständnis für ihr Handeln entwickeln. Kennen Sie die Gewohnheiten Ihrer Mitarbeiter? Gibt es sich wiederholende Routinen, auf die Sie Rücksicht nehmen können? Benötigt Ihr neuer Mitarbeiter morgens beispielsweise erst mal Ruhe, um seine E-Mails zu bearbeiten, wäre das ein ungünstiger Zeitpunkt für ein Meeting.
- Nachfragen: dieser einfach wirkende Punkt wird gerne vernachlässigt! Bleiben wir beim Beispiel des Kollegen, der morgens in Ruhe seine E-Mails durcharbeiten möchte: von Ihrem Büro aus erkennen Sie nur, dass der Mitarbeiter morgens den direkten Weg in die Küche wählt, sich Kaffee einschenkt und in seinen Bildschirm starrt. Sie könnten dem Irrglauben verfallen, der Mitarbeiter sei wenig produktiv. Fragen Sie jedoch nach, erfahren Sie, dass das Sortieren und Beantworten von E-Mails relevant für seinen Start in den Tag ist. Nur so kann der Mitarbeiter später produktiver wirken und sich frei entfalten. Auch Äußerungen, die womöglich falsch verstanden wurden, lassen sich nur durchs Hinterfragen klären.
- Interesse: Teil des unvoreingenommenen Zuhörens und damit Grundvoraussetzung für Empathie ist es, dass Sie Interesse zeigen. Was begeistert Ihre Mitarbeiter? Was ist ihnen wichtig? Nur, wenn Sie sich dafür interessieren, können Sie eine Beziehung zu Ihren Mitarbeitern aufbauen. Vielleicht entdecken Sie im Gespräch über Hobbys und Bedürfnisse wertvolles Können, das Sie in Ihren Alltag einbauen.
- Verständnis zeigen: Verständnis verbindet. Haben Sie schon mal das Gefühl gehabt, von einer Person richtig verstanden zu werden? Diese Person war Ihnen sicherlich unglaublich sympathisch. Genau das ist der Effekt, den Verständnis erreicht: teilt Ihnen Ihr Mitarbeiter ein Erlebnis und seine Reaktion darauf mit und reagieren Sie mit „Das kann ich sehr gut nachvollziehen!“, entsteht zwischen Ihnen beiden Verbundenheit.
- Nachahmen: Sie kennen sicherlich den Trick, die Mundwinkel nach oben zu ziehen und ein Lächeln zu simulieren, wenn Sie schlecht drauf sind. Dadurch, dass Sie Ihre Mimik auf „positiv“ trimmen, wird Ihre innere Haltung ebenfalls positiv. Dasselbe gilt fürs Mitfühlen in Vier-Augen-Gesprächen: wenn Sie ganz dezent Mimik und Gestik Ihres Gesprächspartners nachahmen, können Sie intensiver mitfühlen und schaffen eine emotionale Übereinstimmung. Das fällt auch Ihrem Gegenüber auf, das sich Ihnen weiter öffnen wird.
Empathie hängt eng mit Resilienz und Resonanz zusammen. Lesen Sie hier: » Empathie, Resonanz und Resilienz: Die drei Kernkompetenzen von Führungskräften heute
Empathie ist ein Erfolgsschlüssel
Sie sehen: Für Führungskräfte ist Empathie unabdingbar, sie ist ein Schlüssel zum Erfolg einer Führungskraft. Die Zeiten, in denen Chefs mit der Faust kräftig auf den Tisch hauten und so Respekt einforderten, sind glücklicherweise vorbei.
Wie ist das eigentlich bei Ihnen: halten Sie sich für empathisch? Hat Ihnen Ihre Empathie schon mal geholfen oder hatten Sie schon mal das Gefühl, zu empathisch zu sein? Denken Sie auch, Empathie ist ein Erfolgsschlüssel? Kommen Sie mit mir ins Gespräch und kommentieren Sie frei heraus, was Sie zum Thema denken!
Haben Sie eher das Gefühl, Sie können sich selbst schlecht einschätzen?
Dann lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, wo Sie als Führungskraft noch zulegen könnten und welche Stärken Sie bereits glanzvoll zeigen!
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Ich freue mich auf Sie!
Lesen Sie hier auch: Warum Empathie für Führungskräfte wichtig ist
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