Die Zeiten sind aktuell ziemlich turbulent. Wir alle müssen uns deutlich mehr auf ständig Neues einstellen. Ziele werden kurzpristiger geändert, Anforderungen wechseln schneller, langfristige Planungssicherheit ist nur noch schwer zu erreichen. Nicht nur Führungskräften wird hier hohe Flexibilität abgefordert. Sie brauchen heute viel mehr als früher die Kernkompetenzen Empathie, Resonanz und Resilienz.
Denn für Führungskräfte bedeutet die Führungsarbeit heute, ihre Mitarbeiter sicher durch diese unruhigen Zeiten zu steuern, sie in ihrer Motivation und im Durchhalten zu stärken und Ihnen ihre Unsicherheit zu nehmen, zumindest diese einzudämmen.
Schauen wir auf drei Attribute, die eine Führungskraft heute mitbringen muss.
Empathie bei Führungskräften
Es ist wichtig, bei dieser Eigenschaft zunächst darauf hinzuweisen, dass es hier in erster Linie um sich selbst geht. Zwar assoziieren wir Empathie im Wesentlichen mit der Fähigkeit, andere Menschen zu verstehen, ihr Verhalten nachempfinden und darauf eingehen zu können.
Doch das ist erst der zweite Schritt. Der erste lautet: Selbstreflexion lernen, sich mit der eigenen Haltung auseinander zu setzen. Erst wenn das gelingt, besteht überhaupt die Möglichkeit, empathisch gegenüber anderen Menschen zu sein.
Tatsächlich spielt Empathie bei autoritären Führungsstilen – wenn überhaupt – nur eine untergeordnete Rolle. Doch, wie schon oben erwähnt, die Zeiten ändern sich. Heute haben wir es mit der sogenannten „Generation Y“ zu tun, und die tickt gänzlich anders als die Generationen vor ihr.
Die Generation Y (und die wird größer, nicht etwa kleiner) hat andere Lebensentwürfe im Gepäck. Sie will sich nicht mehr 15 oder 16 Stunden am Tag in die Arbeit stürzen und dabei – im wahrsten Sinne – „keine Verwandten“ kennen, Familie, Freunde und Hobbies vernachlässigen. Sie braucht den Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit, ihr ist beides wichtig.
Mehr noch: Die Generation Y (und längst nicht mehr nur sie) sucht nach Sinnhaftigkeit in der Arbeit, nach Aufgaben, die zur Identifikation mit dem Unternehmen beitragen. Und spätestens hier kommt die Empathie ins Spiel. Führungskräfte brauchen sie heute einfach, und zwar nicht nur wegen der Generation Y. Sich in andere hineinzuversetzen, Interessen, Fähigkeiten und auch Wünsche zu erkennen, ist unbezahlbar, wenn es darum geht, sein Team gut zu führen.
Empathie beginnt immer bei einem selbst. Erst nach der Selbstreflexion kann man sich in andere hineinversetzen.
Resonanz: Das gegenseitige Schwingen
Resonanz und Empathie liegen nicht sehr weit auseinander. Doch Resonanz setzt Empathie voraus. Gemeint ist das Mitschwingen der Führungskraft in Bezug auf das, was das Team ausstrahlt.
Das Mitschwingen könnte konträrer zum autoritären Führungsstil gar nicht sein. Denn es geht darum, Stimmungen zu erfühlen, Tendenzen zu erkennen und Meinungen und Anregungen richtig einzuordnen. Fehlt die Resonanz, fehlt auch die Fähigkeit, gute Ideen wahrzunehmen und umzusetzen.
Man könnte das mit der Resonanz anders so ausdrücken: Führungskräfte, die mit ihr arbeiten, wollen keine einsamen Autoritäten sein, dessen Meinung in Stein gemeißelt im Raum steht. Sie wollen eher Partner sein, die bereit sind, die Ideen, Emotionen und auch Ängste der Mitarbeiter anzunehmen und damit zu arbeiten. Interessanterweise wirken Führungskräfte, die auf Resonanz setzen, bei den Mitarbeitern in der Regel trotzdem als anerkannte Autoritäten. Und das (fast) ohne einen autoritären Stil.
Nach der Empathie folgt die Resonanz, also die Fähigkeit, mit dem Team zu schwingen und so wertvollen Input zu erhalten.
Resilienz: Wichtig, bei allen Wünschen nach Harmonie
Das Leben ist kein Kindergeburtstag, und es wäre fatal, wenn man diese Tatsache nicht anerkennen würde. Das bisher Geschriebene über Resonanz und Empathie ist gewissermaßen das „Best Case“.
Die Resilienz könnte man als „Spaßbremse“ für Empathie und Resonanz bezeichnen. Denn sie wird notwendig, wenn es schwierig wird, wenn Krisen oder Veränderungen die Situation im Team erschweren. Eine Führungskraft muss aber auch und insbesondere mit solchen Situationen fertig werden.
Resilienz ist für autoritäre wie für nicht autoritäre Führungskräfte gleichermaßen wichtig, allerdings gehen sie unterschiedlich damit um. Die – nennen wir sie einmal – „klassische“ Führungskraft baut Resilienz in sich selbst auf und transportiert die daraus erwachsende Kraft auf das Team. Sie agiert also faktisch als Einzelgänger, der die Kraft aus sich selbst schöpft. Doch für das Team bringt das nur bedingt etwas.
Zudem: Was bringt die ganze Empathie und Resonanz, wenn man als Führungskraft in Phasen der Resilienz beides „in die Tonne tritt“? Gerade wenn es Herausforderungen zu meistern gilt, bringt die Führungskraft mit Resilienz sich ins Team ein, spielt Resonanz und Empathie voll aus, um alle einzubeziehen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Resilienz wird in Krisen und anderen schwierigen Situationen nötig. Doch ohne die Kombination mit Resonanz und Empathie stößt die Resilienz schnell an ihre Grenzen.
Drei Formen der Empathie
Kommen wir noch einmal auf die Empathie zurück. Von der gibt es nämlich drei unterschiedliche „Exemplare“:
- Emotionale Empathie
- Mentale (kognitive) Empathie
- Soziale Empathie
Gehen wir darauf einmal etwas näher ein.
- Emotionale Empathie: Bei dieser Form der Empathie wirken die Gefühle anderer sozusagen ansteckend. Der empathische Mensch kann die Gefühle seines Gegenüber nicht nur erahnen, sondern erlebt sie selbst. Für die zwischenmenschlichen Beziehungen ist diese Form der Empathie sehr förderlich.
- Mentale (kognitive) Empathie: Menschen, die über diese Form der Empathie verfügen, können Situationen sehr gut einschätzen. Sie erkennen schon fast instinktiv die Gedanken anderer Menschen, ihre Motivation, ihre Absichten. Auch Gestik und Mimik des Gegenübers können sie gut „lesen“. Für die Teamarbeit ist die mentale Empathie von großem Wert.
- Soziale Empathie: Auch diese Form der Empathie passt besonders gut zu Gruppenverhalten. Menschen mit dieser Form der Empathie erkennen Dynamiken und Stimmungen im Team und können diese so einordnen, dass sie konstruktiv angewendet werden können.
Studien haben übrigens ergeben, dass die soziale Empathie wichtiger einzuordnen ist als die beiden anderen Formen, zumindest für Führungskräfte. Das bedeutet aber nicht, dass man als Führungskraft auf eine oder zwei Arten der Empathie verzichten sollte.
Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen den Umsätzen eines Unternehmens und der Empathie. Und insbesondere bei dem Zusammenwirken von Empathie und Umsatzstärke bedingt sich beides stark. Je größer also die soziale Empathie in einem Unternehmen ausgeprägt ist, desto mehr Umsätze können erzielt werden. Damit wäre dann wohl der Beweis erbracht, dass Empathie nichts für „Weicheier“ ist, sondern den Erfolg eines Unternehmens maßgeblich beeinflusst.
Insbesondere die soziale Empathie kann dazu beitragen, dass der Erfolg von Unternehmen wachsen kann.
Lesen Sie hier weiter zu dem wichtigen Thema:
» Führungskompetenz: Empathie
Wie Sie Ihren besten Führungsstil finden, lesen Sie gern hier:
» Der richtige Führungsstil eine Frage der Persönlichkeit
» Resilienz fördern durch Führung – Krisen erfolgreich vorbeugen
Spielt Empathie bei Ihnen eine Rolle?
Wie empathisch geht es in Ihrem Unternehmen zu? Und wie empathisch sind Sie persönlich? Sehen Sie im beruflichen Alltag Unterschiede zwischen mentaler, emotionaler und sozialer Empathie?
Und wie sieht es mit Ihrer Resilienz aus? Sind Sie Krisensituationen gewachsen und bringen es dann auch noch fertig, mit der notwendigen Empathie zu agieren?
Das ist sicher nicht immer einfach, daher freue ich mich auf Ihre Erfahrungen. Schreiben Sie gern einen Kommentar, eine Mail oder greifen Sie zum Telefon. Ich werde das Gespräch vertraulich und empathisch behandeln.
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