Aktives Zuhören muss Führungskraft lernen

Aktives Zuhören für Führungskräfte: gar nicht so einfach

Aktualisiert: 19. Jan 2022

„Du hörst mir ja gar nicht richtig zu!“

Klingt irgendwie nach einer unzufriedenen Beziehung, oder? Und tatsächlich kränkeln viele Beziehungen daran, dass sich gegenseitig nicht richtig zugehört wird, dass Wichtiges einfach ausgeblendet oder gar nicht erst beachtet wird.

Während unser Paar seine Kommunikationsprobleme am häuslichen Küchentisch besprechen kann, stehen Führungskräfte vor einer deutlich größeren Herausforderung. Doch um diese bestehen zu können, muss man zunächst mal wissen, wie genau diese überhaupt entsteht.

Wenn wir zu früh abschalten

Mehrfachbelastung macht Führungskräften das Zuhören schwer

Das Phänomen, schlecht zuzuhören, beschränkt sich keineswegs auf den privaten Alltag, es ist auch im Berufsleben ein großes Thema. Denn viele Konflikte könnten vermieden werden, wenn wir unserem Gegenüber die nötige Aufmerksamkeit schenken und darauf achten, was es zu sagen hat. Doch genau das passiert häufig nicht.

Das liegt teilweise an der Mehrfachbelastung, an knappen Deadlines und der erwarteten Fähigkeit, mindestens zwei Dinge gleichzeitig zu schaffen. Aber mal ehrlich: als Führungskraft einem Mitarbeiter aufmerksam zuzuhören und gleichzeitig das Meeting am Nachmittag gedanklich vorzubereiten, das ist eine Herkulesaufgabe.

Es gibt aber auch ein biologisches Problem, könnte man sagen. Denn wir Menschen neigen dazu, unsere Aufmerksamkeit massiv herunterzufahren, wenn wir das Gefühl haben, dass unseren Erwartungen oder Bedürfnissen entsprochen wird. Wohlgemerkt: wenn wir das Gefühl haben!

Das kann man also auch selbst kreieren. Schon aus Zeitgründen neigen viele Führungskräfte daher dazu, das Gespräch mit Mitarbeitern als erledigt zu betrachten und so aktives Zuhören zu vermeiden. Wichtiges wird nicht mehr wahrgenommen, Lücken und Missverständnisse in der Kommunikation sind die Folge.

Dieses Gefühl, dass unsere Wünsche und Bedürfnisse erfüllt sind, gilt nicht nur in die positive Richtung. Auch wenn wir mit einem Menschen sprechen und uns vorschnell darauf festlegen, dass wir wissen, was er sagen wird, führt zum inneren Abschalten. Oder aber wenn wir den Eindruck haben, dass das, was wir hören, völlig an unserer Überzeugung vorbeigeht, ist das in gewisser Weise die Befriedigung unserer Wünsche und Bedürfnisse in die entgegengesetzte Richtung.

Drei wirksame Methoden für aktives Zuhören

Mit drei Methoden können Sie Ihre Fähigkeit des aktiven Zuhörens spürbar steigern und somit klarer und besser kommunizieren.

1. Das geduldige Zuhören:

Aktives Zuhören muss Führungskraft trainieren

Zunächst mal ist es wichtig, das geduldige Zuhören nicht mit dem duldenden oder resignierenden Zuhören zu verwechseln. Geduld ist immer auch eine wertschätzende Eigenschaft. Zugleich aber auch eine, die in unserer schnelllebigen Zeit kaum noch leistbar ist.

Wenn Ihr Arbeitstag acht Stunden hat, aber so voll ist, dass auch 10 Stunden kaum ausreichen, um das Pensum zu schaffen, ist der Geduldsfaden schnell gerissen. Mitarbeiter, die nicht auf den Punkt kommen oder aufreizend lange nach der richtigen Formulierung suchen, können die Geduld ebenfalls mächtig strapazieren.

Es gilt also, sich selbst zu disziplinieren. Das kann beispielsweise gelingen, wenn Sie dem Gegenüber erst einmal drei Sekunden Zeit lassen (und eben auch sich selbst diese Zeit einräumen), bevor Sie antworten. Sie werden feststellen, dass sich alleine dadurch Ihre Art der Kommunikation verändern wird.

Übrigens: Wenn es nicht sofort funktioniert mit dem Warten, bloß nicht ungeduldig werden.

2. Das genaue Zuhören:

Kennen Sie das? Sie sprechen mit einem Mitarbeiter und stellen plötzlich fest, dass Sie ihm gar nicht genau zugehört haben. Irgendwo im Mittelteil haben Sie den Anschluss verloren und können dem Gespräch jetzt nicht mehr folgen. Das passiert häufiger, als wir normalerweise annehmen.

Die Gründe für das ungenaue Zuhören sind vielfältig und lassen sich nicht auf fehlende Aufmerksamkeit oder zu wenig Wertschätzung reduzieren. Oft sind es Umwelteinflüsse, die uns nicht richtig zuhören lassen. Sind wir im Stress oder haben Angst, schweifen unsere Gedanken schnell ab. Empfinden wir bezogen auf eine ganz andere Situation Schuld, Scham oder Minderwertigkeitsgefühle, wirkt sich das naturgemäß ebenfalls auf unsere Fähigkeit aus, genau zuzuhören.

Immer wieder sind es auch Probleme aus dem Privatleben, die sich in Ungenauigkeit äußern. Übersteigerter Ehrgeiz, Neid und Zorn stören die Kommunikation, weil sie uns vom Eigentlichen ablenken. Nebenbei bemerkt, das gilt natürlich auch für die Liebe. Frisch Verliebte sind faktisch nicht in der Lage, einem Gespräch zu folgen, nicht einmal dem des geliebten Menschen, weil wir in einer Tour damit beschäftigt sind, ihm in die Augen zu schauen oder jede noch so kleine Geste bewundernd zu verfolgen.

Für Führungskräfte ist das genaue Zuhören durchaus ein professioneller Anspruch an sich selbst. Sie müssen versuchen, störende und ablenkende Empfindungen auszublenden und sich ganz dem Gesprächspartner zu widmen. Alleine das Wissen um das genaue Zuhören führt nachweislich zu einer verbesserten Kommunikation. Probieren Sie es aus!

3. Das analytische Zuhören:

Führungskraft analysiert sofort beim aktiven Zuhören

Da Sie sich jetzt von emotionalen Störfaktoren befreit haben und das genaue Zuhören meisterhaft umsetzen, ist der Schritt zum analytischen Zuhören gar nicht mehr so groß. Man könnte diese dritte Methode durchaus als Königsdisziplin bezeichnen, denn nun geht es um den Blick hinter die Kulissen Ihrer Gesprächspartner.

Beim analytischen Zuhören sind Sie ganz und gar fokussiert auf die logischen und sachlichen Informationen, die sich aus dem Gespräch ergeben. Sie bewerten das gesprochene Wort ganz pragmatisch und filtern die Kernaussagen heraus, ohne Nebensächliches zu sehr in den Vordergrund treten zu lassen.

Je analytischer Sie zuhören, desto sachlicher werden auch die Gespräche, die Sie führen. Das kann allerdings eine Weile dauern, denn das Analytische muss sich auch auf Ihren Gesprächspartner übertragen. Bis es so weit ist, werden Sie eine Menge Nebensächliches entdecken, das mit der Aufgaben- oder Problemstellungen überhaupt nichts zu tun hat. Doch die Erfahrung zeigt, dass auch die Mitarbeiter viel lieber analytisch kommunizieren, als es ihnen bewusst ist.

Tipps für bessere Kommunikation

Die drei Methoden, schön und gut. Aber wie lässt sich das praktisch am besten umsetzen? Es gibt einige Hilfsmittel, um die gegenseitige Kommunikation zu verbessern:

Seien Sie offen!
Jetzt ist es Zeit für richtiges Zuhören in der Führung

Klingt logisch, aber auch wie eine Selbstverständlichkeit, oder? Dennoch ist es gar nicht so einfach, insbesondere, wenn wir Gespräche führen, die wir so ähnlich schon oft geführt haben oder wenn wir meinen zu wissen, was vom Gegenüber kommt.

Nicht immer, aber ziemlich oft ist es möglich, so zu tun, als sei Ihnen das Thema, um das es geht, gänzlich neu. Gelingt Ihnen das, schaffen Sie es auch, besser und aktiver zuzuhören.

Schauen Sie Ihrem Gegenüber in die Augen
Der Klassiker „Schau mir in die Augen, Kleines“ birgt eine ganze Menge Wahrheit in sich. Denn wenn wir Blickkontakt aufnehmen, sind wir dem Gesprächspartner einfach näher, sowohl physisch als auch psychologisch. Zudem ist der Blickkontakt ein Zeichen der Wertschätzung.

Geben Sie Feedback

Vielleicht kennen Sie den Cartoon, auf dem ein Mann zu sehen ist, der vor seinem Essen sitzt. Seine Frau steht gespannt daneben, denn sie hat etwas gekocht, das er vorher noch nie gegessen hat. Dann sagt der Mann: „Das schmeckt interessant.“ Und im nächsten Moment bricht die Hölle über ihn herein. Denn die Gattin empfindet die Aussage ihres Mannes als Beleidigung. „Interessant“ – das ist für sie ein Zeichen dafür, dass dem Mann nichts anderes einfällt, um seinen Unmut kundzutun.

Aus dem Cartoon geht nicht hervor, ob die beiden den Konflikt noch aus der Welt schaffen können. Aber für Sie im täglichen Gespräch bedeutet dieser Vergleich, dass Sie gut daran tun, wenn Sie zwischendurch nachfragen. Sie wiederholen also in nachfragender Form die eine oder andere Aussage Ihres Gegenübers, um zu überprüfen (also auch, um sich selbst zu überprüfen), ob Sie die Botschaft richtig wahrgenommen haben.

Nicht murren und knurren, sondern ermuntern und nicken

Nichts ist in einem Gespräch schlimmer, als das Gefühl zu haben, gegen eine Wand zu reden. Deshalb zeigen Sie, dass Sie zuhören, dass Sie wahrnehmen, was gesagt wird. Nicken Sie zwischendurch und geben Sie kurze Laute der Bestätigung von sich. Das lässt das Gespräch lebendig bleiben. Allerdings: Übertreiben Sie es nicht. Ein dauerhaftes Räuspern zum Beispiel führ schnell dazu, dass der Gesprächspartner sich nicht ernst genommen fühlt.

Alles klar in Ihrer Kommunikation?

Haben Sie das Gefühl, gute Instrumente für eine bessere Kommunikation an die Hand bekommen zu haben? Oder fehlt Ihnen etwas? Mich interessiert, was Sie denken, melden Sie sich also gern bei mir, wenn Sie etwas zu sagen haben. Schließlich geht es um Kommunikation! Diskutieren Sie in den Kommentaren mit oder nutzen Sie andere Kontaktwege.

Haben Sie Lust auf frische Führungstipps kostenfrei in Ihr Postfach?

Dann tragen Sie sich doch hier zu meinen Führungsquickies ein!

Sie erhalten ca. einmal im Monat meine aktuellen Impulse und Führungstipps für Ihr leichtes, entspanntes und erfolgreiches Führen

Wie sieht’s denn mit Ihrem Multitasking aus?

Machen Sie hier gleich Ihren Test!

Fuehrungskraefte persoenlicher Multitaskingcheck

So kommen Sie raus aus Ihrer Multitaskingfalle

Hier für 0,00 Euro: „7 Schritte raus aus der Multitaskingfalle“

Ebook Raus aus der Multitaskingfalle

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert