Dumm wie Brot sollte eine Führungskraft nicht sein, so viel ist sicher. Aber wie steht es mit der Intelligenz, wie schlau sollte, kann oder darf eine Führungskraft sein?
Auf den ersten Blick mögen Sie denken: Da gibt es nach oben keine Grenzen, je klüger ein Mensch ist, desto besser kann er führen. Doch ganz so einfach stellt sich die Sache nicht dar. Begeben wir uns in die Tiefen der menschlichen Intelligenz.
Dumm geführt, dumm gelaufen
Wer mit zu wenig Intelligenz ausgestattet ist, wird als Führungskraft erhebliche Schwierigkeiten bekommen. Die Teams, die sie anleiten und täglich begleiten muss, spüren schnell, wenn ihr Vorgesetzter Intelligenz vermissen lässt. Das macht die Führungskraft nicht nur unglaubwürdig, sie wird nur schwer bis gar nicht die Möglichkeit erhalten, eine gewisse (natürliche) Autorität aufzubauen und insbesondere auszustrahlen. Wenn ein Mitarbeiter das Gefühl hat, seinem Chef gegenüber intellektuell besser ausgestattet zu sein, hat der Vorgesetzte ein Problem.
So weit, so gut. Doch da steht noch eine Frage im Raum: Was ist das eigentlich, Intelligenz?
Intelligent oder klug?
Einmal abgesehen davon, dass dieser Vergleich im digitalen Zeitalter eigentlich nicht mehr zulässig ist, sei dennoch die Frage erlaubt: Ist jemand, der das Telefonbuch einer Großstadt in Deutschland auswendig lernen kann, besonders intelligent? Die spontane Antwort kann nur „Nein“ lauten. Das stupide Auswendig lernen der Telefonbucheinträge zeugt ohne Zweifel von einer guten und effizienten Technik, sich zahlreiche Informationen zu merken. Doch mit Intelligenz hat das nichts zu tun, sondern lediglich mit dem Aneignen von Wissen. Im nächsten Schritt sei daher noch angemerkt, dass die Aneignung von Wissen nichts darüber aussagt, mit diesem Wissen auch umzugehen. Wer in der Lage ist, ein Mathematikbuch aus der 10. Klasse auswendig zu lernen, mag alles aufsagen können, was im Buch steht. Doch niemand kann daraus Aussagen darüber machen, ob er es auch wirklich versteht.
Forscher gehen davon aus, dass Intelligenz mit den Genen zusammenhängt. Wenn das stimmt, dann bedeutet das, dass die Leistungen des Gehirns nicht steigerbar sind. Je nach Genen und Intelligenzquotient stößt der Betroffene irgendwann an seine natürlichen Grenzen. Man kann sich selbst also nicht intelligenter machen, als man ist. Ganz anders beim Aneignen von Wissen. Hier kann durch Fleiß und die richtigen Methoden das Niveau fast grenzenlos gesteigert werden. Fraglos sind intelligente Menschen hier im Vorteil, weil sie Intelligenz und Klugheit (im Sinne von angeeignetem Wissen) miteinander verbinden können.
Zu schlau ist auch nicht gut
Wir wissen jetzt also, dass ein gewisses Maß an Intelligenz für Führungskräfte unabdingbar ist, um nicht Autorität einzubüßen und unglaubwürdig zu werden. Doch lässt sich daraus herleiten, dass ein Maximum an Intelligenz gleichbedeutend ist mit hervorragenden Führungsqualitäten?
Eindeutig nein! Führungskräfte, die intellektuell zu weit von ihren Mitarbeitern entfernt sind, bauen auch im zwischenmenschlichen Bereich und im Arbeitsalltag nur schwer eine konstruktive Beziehung auf. Das gilt natürlich auch umgekehrt. Ist der Chef eine „Intelligenzbestie“, fällt die Kommunikation schwer, es entsteht der Eindruck der Arroganz, während gleichzeitig der Vorgesetzte oft das Gefühl entwickelt, es mit „Idioten“ zu tun zu haben. Im Allgemeinen gilt als Faustregel, dass der IQ (Intelligenzquotient) einer Führungskraft ca. 1,2 Mal höher liegen sollte als der der Teammitglieder.
IQ gut, alles gut?
Haben sie Ihren IQ geprüft? Und sind mit dem Ergebnis zufrieden? Liegt es womöglich sogar in dem Bereich, den wir eben als optimal erarbeitet haben? Und lehnen Sie sich bei Bejahung dieser Fragen entspannt zurück und sind sicher, dass Ihnen nichts mehr passieren kann? Das sollten Sie lieber lassen. Denn der IQ alleine macht noch keine gute Führungskraft aus, und vermutlich, sogar ganz sicher, wissen Sie das.
Worauf achtet also nun ein intelligenter Chef? Da kommen ein paar „Baustellen“ zusammen:
• Die Führungskraft als Coach: Kennen Sie Sheldon Cooper? Der Nerd aus der Serie „Big Bang Theory“ kann als Genie bezeichnet werden. Zumindest wenn es um Physik geht. Im zwischenmenschlichen Bereich dagegen scheitert der gute Sheldon regelmäßig. In Krisensituationen seiner Freunde fällt ihm nicht viel mehr ein, als dem Leidenden ein warmes Getränk anzubieten, dezent die Schulter zu tätscheln und ein beruhigendes „Na na“ zu säuseln. Als Coach ist der Mann gänzlich ungeeignet. Aber Führungskräfte sollten auch coachen können, d. h. coachingspezifische Kommunikations- und Verhaltendweisen anwenden können. Lob, Wertschätzung und Empathie gehören dazu.
• Die Sache mit dem Mikromanagement: Intelligenz kann auch unangenehme Folgen haben, insbesondere, wenn sich die Führungskraft in allen Bereichen berufen fühlt, eingreifen zu müssen. Dieses sogenannte Mikromanagement ist eine Sache, die Mitarbeiter in den Wahnsinn treiben kann. Das heißt, die Führungskraft mischt sich in alle möglichen, auch kleinen Dinge ein, weil sie meint, es besser zu können. Einmal abgesehen davon, dass ein solches Mikromanagement meist ein Zeichen von Unsicherheit des Vorgesetzten ist (davor schützt auch Intelligenz nicht), wirkt es sich negativ auf die Motivation der Mitarbeiter aus.
• Erfolg und Karriere: Führungskräfte, die nur auf den eigenen Erfolg, die eigene Entwicklung fokussiert sind, mögen denken, dass sie damit besonders gut weiterkommen. Aber dem ist nicht so. Vielmehr gehören Empathie (das hatten wir bereits erwähnt) und die Fähigkeit, zu Kommunikation auf Augenhöhe klar zu den Eigenschaften, die ein intelligent agierende Chef in sich tragen sollte. Und was die Karriere angeht: Neben der eigenen sollte immer ein Blick für die der Mitarbeiter vorhanden sein. Denn ein Chef, der sich für die Entwicklung seines Teams einsetzt, sammelt haufenweise Pluspunkte bei den Mitarbeitern. Und, nebenbei bemerkt: Es ist auch ein gutes Gefühl.
• Visionen, Strategien und die Nähe zum Team: Eine gute Führungskraft macht nicht „Dienst nach Vorschrift“. In diesem Falle wird sie vermutlich nicht lange als Führungskraft arbeiten. Vielmehr entwickelt sie klare Strategien, um ihre Ziele zu erreichen und befasst sich mit künftigen Zielen, mit Visionen, selbst wenn diese auf den ersten Blick abenteuerlich erscheinen mögen. Letztlich sind es nicht die ausgetretenen Pfade, die Neues entwickeln lassen, sondern die Wege, die man abseits von ihnen finden kann. Der Spagat, den Führungskräfte dennoch vollziehen müssen, ist, eine Nähe zum Team beizubehalten. Denn wer sich regelrecht in seinen Visionen verliert, verliert damit gleichzeitig die Bodenhaftung und – ganz schlecht! – den Zugang zum Team. Visionen und Alltägliches schließen sich nicht aus, sie gehören vielmehr zusammen, und ein intelligenter Chef weiß das.
Intelligent ist, es mit der Intelligenz nicht zu übertreiben
Man kann alles übertreiben, auch diese Sache mit der Intelligenz. Fraglos ist sie wichtig, auch um Strategien zu entwickeln, Visionen entstehen zu lassen und die nötige Empathie und Kommunikationsfähigkeit aufzubauen. Doch mit dem oben genannten Wert von einem IQ, der 1,2 Mal höher liegt, als bei den Teams, ist es sicherlich so, dass es da Spielraum gibt.
Wie ist das bei Ihnen? Hat die Frage der Intelligenz eine Rolle gespielt, als Sie sich beruflich orientiert haben? Erwarten Ihre Vorgesetzten besonders intelligentes Verhalten von Ihnen? Oder sind emotionale Fähigkeiten bei Ihnen eher gefragt? Kommentieren Sie gerne hier unter dem Artikel oder schreiben Sie mir eine Mail.
Ich freue mich auf Ihr Feedback, Ihre Erfahrungen und Ihre Meinung!
Lesen Sie hier auch: >>Hochintelligente Chefs sind schlechtere Führungskräfte
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