Liegt es am gnadenlosen Arbeitsmarkt? An Corona? Oder hat sich der zwischenmenschliche Umgang in seiner Gesamtheit verändert? Die Rede ist von Führungskräften, die durch ihre Vorgesetzten aus dem Unternehmen gemobbt werden. Laut Beobachtern und Fachleuten zeichnet sich ein unschöner Trend zum Mobbing ab. Mit teils gravierenden Auswirkungen für Teamleiter.
So etwas kommt vor: Arbeitgeber und Führungskraft sind sich – zumindest auf den ersten Blick – einig, dass eine weitere Zusammenarbeit keinen Sinn mehr macht. Nun könnte man meinen, dass beide mit der nötigen Reife und Professionalität ausgestattet sind, um die Trennung im Einvernehmen und ohne das sprichwörtliche „Waschen schmutziger Wäsche“ über die Bühne geht. Doch immer häufiger wird daraus nichts. Weil die Firmenleitung sich für einen anderen Weg entscheidet: Mobbing.
Mobbing, Staffing, Bossing
Wir alle kennen Mobbing. Im besten Fall zwar nur aus den Medien, aber um was es sich dabei handelt, ist uns bekannt. Mobbing bezieht sich auf Mitarbeiter, die schikaniert werden, und zwar zum Teil so heftig, dass sie das Unternehmen verlassen.
Eine weitere Variante ist das sogenannte Bossing. Hier geht die Schikane vom Vorgesetzten aus, der sich einen Mitarbeiter „herauspickt“, dem er das Leben schwer macht.
Drittens gibt es das Staffing. In diesem Fall haben sich die Mitarbeiter entschieden, ihrem Chef das Leben zur Qual zu machen.
Doch eine weitere Variante hat noch keinen Namen bekommen: Wenn die Führungskraft von der Chefetage gemobbt wird. Es wird Zeit, darüber zu berichten, denn diese Form der Schikane ist nicht nur menschlich ein Armutszeugnis. Sie führt auch zu schmerzhaften finanziellen Einschnitten bei der Führungskraft. Darüber hinaus können sich psychische Belastungen zeigen, die bis zu Suizidgedanken oder sogar der Ausführung des Selbstmords führen (können).
Das Mobbing von Führungskräften durch die Chefetage wird kaum thematisiert, obwohl die Tendenz steigend ist.
Mobbing bleibt Mobbing – auch bei Führungskräften
Wenn Führungskräfte von ihren Vorgesetzten gemobbt werden, hat das eine andere Qualität als beim Mitarbeiter-Mobbing. Doch auch wenn die Ausgangssituation und die Konsequenzen andere sind, gibt es auch Gemeinsamkeiten.
Selbst eine Firmenleitung erfindet Schikane nicht neu, sondern bedient sich Techniken, die immer und überall wiederkehren:
- Gerüchte: Die Firmenleitung streut Gerüchte über die Führungskraft. Sie sei beispielsweise labil, inkonsequent, fachlich nicht auf dem neusten Stand oder zeige erhebliche Schwächen bei der Mitarbeiterführung. Das alles geschieht so perfide, dass es später heißt, da sei etwas falsch verstanden worden.
- Informationslücken: Jede Aufgabe, die delegiert wird, kommt zunächst einmal von oben bei der Führungskraft an. Werden auf diesem Weg aber Informationen vorenthalten, besteht die Gefahr, dass Aufgabenstellungen nicht richtig verstanden und ausgeführt werden. Der Dumme ist dann der Manager, auf den die fehlerhafte Ausführung zurückfällt.
Die Tatsache, dass sich die Methoden nicht von anderen Formen des Mobbings unterscheiden, macht die Sache natürlich keinen Deut besser.
Mobbing von Chefs durch deren Chefs unterscheidet sich strategisch nicht von anderen Formen der Schikanen.
Warum überhaupt Mobbing?
Das ist die große Frage! In aller Regel wird die Führungskraft ja von der Firmenleitung selbst ausgewählt. Doch das bedeutet selbstverständlich nicht, dass diese Entscheidung nicht später bereut werden kann.
Ohne die Führungskraft jetzt komplett aus der Schusslinie nehmen zu wollen, lässt sich aber festhalten, dass es alles andere als ein Zeichen von Professionalität ist, mit einer Führungskraft so umzugehen.
Gründe fürs Mobbing können sein:
- Neid
- Antipathie
- Konkurrenz
- Fehlende Empathie
- Unprofessionelles Verhalten
- Eigene Unzufriedenheit beim Vorgesetzten
- Der Versuch, eine Kündigung lautlos, d.h. kostengünstig vornehmen zu können.
Die Liste ließe sich fortsetzen, aber die viel wichtigere Frage lautet: Wie geht eine Führungskraft mit Mobbing aus der Chefetage um?
Mobbing hat unterschiedliche Motivationen und ist ein Zeichen für erhebliche Schwächen bei der Firmenleitung.
Was tun?
Nun, diese Frage lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten. Jeder Einzelfall ist anders, und entscheidend ist zudem das Ausmaß, dass das Mobbing bereits angenommen hat. Trotz allem sollte zuerst ein Gesprächsangebot stehen. Und zwar selbst dann, wenn Sie der Meinung sind, das führe zu nichts.
Später könnte sich erweisen, dass Ihre fehlende Gesprächsbereitschaft Ihnen zum Nachteil wird. Womöglich wird das Bild, das Ihre Vorgesetzten von Ihnen zeichnen, dann sogar noch bestärkt.
Denken Sie zunächst über die möglichen Gründe für das Mobbing nach. Nur auf den ersten Blick scheint überhaupt kein Grund vorzuliegen, wenn man aber ein wenig tiefer gräbt, stellt sich womöglich heraus, dass da doch etwas ist. Vielleicht etwas, dem Sie selbst gar nicht so viel Beachtung geschenkt haben, das aber nachhaltig und negativ wirkt.
Vom ersten Gespräch hängt dann auch eine ganze Menge ab. Faktisch sind Sie hier ja nicht die Führungskraft, sondern sitzen ihr gegenüber. Sie sollten aber trotzdem versuchen, die Initiative zu übernehmen. An dieser Stelle müssen Sie alle Register Ihrer Qualifikation ziehen: Diplomatie, Rhetorik, Entgegenkommen, Klarheit. Das ist unter Umständen durchaus ein Tanz auf der Rasierklinge, denn Ihr Gegenüber weiß aller Wahrscheinlichkeit ebenfalls, wie Gesprächsführung funktioniert.
Das mag jetzt klingen wie ein Duell. Und auch, wenn es natürlich darum geht, die Wogen zu glätten und zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen, hinkt der Vergleich des Duellierens nicht gänzlich. Denn es wäre naiv anzunehmen, dass man Mobbing bei Kaffee und Keks einfach aus der Welt räumen kann.
Alles hat seine Grenzen!
Wie auch immer Sie mit der Situation umgehen wollen, Sie sollten sich bewusst machen, dass Mobbing kein Kavaliersdelikt ist. Vielmehr handelt es sich um einen Tatbestand, der durchaus justiziabel sein kann, auch wenn sich das in der Praxis oft als schwierig herausstellt.
In jedem Fall ist es ratsam, die Grenzen der eigenen Belastbarkeit und die des Ertragbaren auszuloten. Gerade Führungskräfte sind schon wegen Ihrer Stellung meist mit dem Anspruch ausgestattet, Konflikte friedlich und kooperativ zu lösen.
Doch wenn das Mobbing Formen annimmt, die an Ihrer Gesundheit zerren und sich abzeichnet, dass die Gegenseite nicht das geringste Interesse an einer Lösung hat, sollten Sie die Notbremse ziehen.
Denn, wie gesagt, alles hat seine Grenzen, und Sie tun gut daran, Ihre zu erkennen und zu akzeptieren.
Kennen Sie Mobbing?
Oft wird Mobbing gar nicht erkannt, weil die Grenzen fließend sind. Wir werden uns diesem Thema hier in nächster Zeit häufiger nähern und aufzeigen, wann es sich um Mobbing handelt und was man dagegen tun kann.
Wurden Sie als Führungskraft schon einmal Opfer von Mobbing? Durch das Team? Oder, wie im Artikel beschrieben, durch Ihre eigenen Vorgesetzten? Ich erwarte nicht, dass Sie sich hier in den Kommentaren äußern, auch wenn ich mich darüber freuen würde.
Wenn Sie das Bedürfnis haben, über Ihre eigene Situation zu sprechen, rufen Sie mich gern an oder schreiben Sie mir eine Mail. Eine Rechtsberatung kann ich Ihnen naturgemäß nicht anbieten, da ich keine Juristin bin. Aber als Coach weiß ich die Zeichen zu erkennen und kann Ihnen Strategien mit auf den Weg geben, die Ihnen helfen können, mit diesen Schikanen besser fertig zu werden.
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